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Biologie: Sportpille hält Mäuse fit

Ganz ohne Training die eigene körperliche Leistungsfähigkeit verbessern? Forscher arbeiten daran, diesen Traum wahr werden zu lassen.
Eine Maus sitzt in einem Laufrad.

Wissenschaftler um Ronald Evans vom Salk Institute for Biological Studies in La Jolla, Kalifornien, haben einen Wirkstoff entwickelt, der die Ausdauer zumindest bei Mäusen auch ohne regelmäßige Bewegungseinheiten steigert. Ihre Ergebnisse stellen sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Cell Metabolism" vor.

Um bei den Nagern das zu vollbringen, wovon vermutlich insgeheim auch viele menschliche Sportmuffel träumen, machten Evans und seine Kollegen sich die Wirkungsweise eines Gens mit Namen PPAR delta zu Nutze. Genetisch veränderte Labormäuse, bei denen dieses Gen ununterbrochen aktiv ist, sind wahre Langstreckenläufer, die noch dazu keine überschüssigen Pfunde zulegen und außerdem extrem gut auf Insulin ansprechen, jenes Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt. Menschen und Tiere, die im Lauf der Zeit eine Insulinresistenz entwickeln, laufen umgekehrt Gefahr, an Diabetes zu erkranken.

Um diese Effekte auch ohne genetische Manipulation hervorrufen zu können, identifizierten die Wissenschaftler für ihren aktuellen Versuch die chemische Verbindung GW1516, die PPAR delta ebenfalls aktiviert. Diese verabreichte das Team um Evans insgesamt acht Wochen lang Mäusen in hoher Dosierung. Anschließend schickte es die Nager gemeinsam mit einer Kontrollgruppe ins Laufrad und beobachtete, wie lange die Tiere darin durchhielten.

Während den Kontrollmäusen im Schnitt nach rund 160 Minuten die Puste ausging, schafften die GW1516-Nager auch ohne vorheriges Training 270 Minuten im Laufrad. Zudem zeigten sie sich ebenfalls immun gegen eine Gewichtszunahme und wiesen eine hohe Insulinempfindlichkeit auf.

Warum genau PPAR delta diese Wirkung auf den Körper zu haben scheint, ist noch nicht ganz geklärt. Genetische Untersuchungen, die Evans und seine Kollegen anschließend bei ihren Versuchsmäusen durchführten, legen allerdings nahe, dass das Gen die Muskeln in seinem aktiven Zustand etwa davon abhalten könnte, Zucker als Energiequelle zu nutzen und stattdessen auf Fettverbrennung umzuschwenken.

Unter diesen Voraussetzungen, so hoffen die Forscher, könnten eines Tages vielleicht auch Menschen von GW1516-basierten Präparaten profitieren. Dabei haben sie jedoch weniger jene im Blick, bei denen der gute Vorsatz, mehr Ausdauersport zu treiben, regelmäßig an Zeit und Motivation scheitert. Eine Sportpille könnte stattdessen vor allem alten und kranken Personen helfen, ebenfalls wieder in den Genuss der gesundheitsfördernden Effekte des Sports zu kommen.

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