Sprachverarbeitung: Hirnnetzwerk gegen peinliches Schweigen
Ein Lidschlag oder 200 Millisekunden: So lange oder besser gesagt so kurz dauert eine typische Pause während eines Gesprächs. Damit diese genauso unbemerkt wie ein Augenblinzeln bleibt, müssen wir uns eine Antwort zurechtlegen, während wir noch aufmerksam zuhören. Wissenschaftler von der New York University sowie der University of Iowa haben herausgefunden, welche Hirnregionen hinter dieser planerischen Leistung stecken.
Für ihre Studie untersuchte das Team um Gregg Castellucci acht Menschen, die auf Grund von Epilepsie oder wegen eines Tumors am Gehirn operiert werden mussten und denen dazu Elektroden direkt auf der Hirnhaut angebracht worden waren. So konnten die Forscher präzise ihre Hirnströme messen. Sie stellten den Probanden immer wieder ähnliche Fragen, die leicht abgewandelt waren. Die Schlüsselinformation, die man benötigt, um richtig zu antworten, fiel dabei mal früher, mal später im Satz. Somit konnten die Versuchsleiter genau ausmachen, wann die Patienten anfingen, ihre Antwort zu planen.
Als Castellucci und seine Kollegen auswerteten, welche Regionen exakt zu diesem Zeitpunkt aktiv waren, trafen sie auf einen alten Bekannten: Das Broca-Areal ist offenbar nicht nur für Lautäußerungen verantwortlich, sondern hilft ebenso bei der Vorbereitung darauf. Überraschend war jedoch, dass auch Teile der mittleren Stirnwindung zum Planungsnetzwerk gehören.
Im Anschluss an die etwas gekünstelten Fragen plauderten die Forscher noch einige Minuten mit den Teilnehmenden. Und auch hier: Jeweils kurz bevor diese anfingen zu sprechen, waren wieder die beiden Hirnregionen aktiv. »Diese Studie liefert eine erste Beschreibung der spezifischen Mechanismen, die Sprache erzeugen, wenn wir in natürlichen, alltäglichen Situationen miteinander reden«, sagt Castellucci.
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