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Wahrnehmung: Sprechende Bilder aktivieren das Hörzentrum

Wer auch bei einem spannenden Stummfilm die zur Handlung passende Geräuschkulisse hört, bekommt von Forschern nun erklärt, warum dies so ist. Ein Team um Kaspar Meyer von der University of Southern California in Los Angeles zeigt, dass die Erinnerung an einen Klang im Hörzentrum ähnliche Reaktionen hervorruft wie das tatsächliche Geräusch.

Meyers Team hatte per funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) die Hirnaktivität von Probanden überwacht, während diese tonlose Videos von charakteristisch tönenden Dingen anschauten – etwa bellende Hunde oder eine Kettensäge. Mit den Beobachtungsdaten trainierten die Neurologen dann ein selbstlernendes Mustersuchprogramm darauf, aus den Aktivitätsmustern im Hörzentrum auf die Art des gesehenen Videos zu schließen. Das funktionierte so gut, dass die Software bei einem zweiten Durchgang etwa problemlos das stumme Hundegebell von anderen Sequenzen ohne typische Begleitgeräusche unterscheiden konnte.

Auch als die Teilnehmer anschließend tatsächliche Klänge ohne Bilder zu hören bekamen, erkannte das Programm noch immer Ansätze der bekannten Muster. Dies deute laut der Forscher darauf hin, dass bereits die Erinnerung an ein Geräusch das Hörzentrum in ähnlicher Weise aktiviert wie der echte Sinnesreiz. Für die Existenz des "inneren Ohrs" sprächen zudem die subjektiven Berichte der Probanden: Je stärker sie beim Anblick der Videos an ein Geräusch denken mussten, umso besser gelang dem Computer die Vorhersage des Bildinhalts.

Studien zu anderen Sinnestäuschungen zeigten bereits zuvor, dass die Aktivität primärer Wahrnehmungszentren oft stark vom subjektiven Erlebnis einer Person abhängt und weniger vom eigentlichen Input der Wahrnehmungsorgane. Dies widerspricht dem hergebrachten Bild der ersten Verarbeitungsstufen im Großhirn als bloße Eintrittspforten äußerer Signale. (rs)
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