News: 'Sprengstoff' hemmt Geburtswehen
50 Schwangere, die wegen vorzeitiger Muttermunderöffnung und regelmäßiger Wehentätigkeit alle fünf Minuten ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat stationär aufgenommen werden mussten, wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der gängigen Tropftherapie oder der weniger invasiven Pflastertherapie zugeordnet. Erklärtes Ziel der Studie war eine Schwangerschaftsverlängerung über 48 Stunden, über sieben Tage und über die 37. Schwangerschaftswoche hinaus, also bis zum ganz normalen Entbindungszeitraum.
"Bei den mit Nitroglycerinpflastern behandelten Schwangeren konnte in 86 Prozent der Fälle eine Frühgeburt verhindert werden, im Vergleich zu nur 27 Prozent in der herkömmlich behandelten Vergleichsgruppe", fasst Schleußner das wichtigste und auch für die untersuchenden Ärzte erstaunlichste Ergebnis der Studie zusammen. Erfreulicherweise gab es bei keinem der Neugeborenen Komplikationen. Allerdings waren die Babys nach der Nitroglycerintherapie im Durchschnitt fast ein Pfund schwerer als die der Vergleichsgruppe.
Dieses Phänomen erklärte Schleußner mit der deutlich längeren Schwangerschaftsdauer von 270 gegenüber 252 Tagen. Obwohl es bei der Nitroglycerinpflaster-Therapie länger dauert, bis die Wehen unterdrückt werden, haben fast alle Patientinnen diese Behandlungsmethode gut angenommen. Nur zwei von 27 Patientinnen brachen die Therapie ab. Ausschlaggebend war in diesen Fällen die einzige gravierende Nebenwirkung des Nitroglycerins, der so genannte Nitratkopfschmerz. Dieser seit langem bekannte Kopfschmerz, unter dem bereits der herzkranke und nitroglycerinbehandelte Alfred Nobel litt, beruht auf der verstärkten Durchblutung der Gehirngefäße. Insgesamt klagten 60 Prozent der mit Nitroglycerinpflaster behandelten Schwangeren über mäßige bis starke Kopfschmerzen, die jedoch gut mit in der Schwangerschaft unbedenklichen Schmerzmitteln gelindert werden konnten.
Zusammenfassend stellt Schleußner fest: "Wir haben zwar vielversprechende Ergebnisse erzielt, bevor diese patientenfreundliche Therapie jedoch zur klinischen Routine werden kann, bedarf es noch weiterer Untersuchungen mit größeren Patientenzahlen. Deshalb planen wir in Fortsetzung dieser Jena-Geraer Studie eine Thüringer Multicenter-Studie."
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