Spuren im Staub: Wie Forensiker künftig Geheimnisse lüften
Kriminelle können sich bald nicht mehr so leicht »aus dem Staub machen«: In der Luft befindliche Bodenpartikel sind so charakteristisch für bestimmte Orte wie ein Fingerabdruck, da der Staub biologische und chemische Signaturen enthält. Selbst geringe Staubspuren von nur etwa drei Mikrogramm können nach forensischer Auswertung mittlerweile den potenziellen Beweis für den Standort oder die Herkunft von Material, persönlichen Gegenständen und Objekten liefern.
Australische Forensiker und Forensikerinnen der Flinders University haben neue technische Methoden untersucht, indem sie die chemischen und biologischen Profile verschiedener Standorte in Südaustralien erforschten. Ihre Arbeit am Projekt »InFoDust« erschließt Staub als Werkzeug für die forensische Aufklärungsarbeit. Laut einem wissenschaftlichen Beitrag, den das Team in einer internationalen Forensik-Fachzeitschrift veröffentlicht hat, ist die Staubanalyse so aussagekräftig, dass sie der forensischen Fallarbeit bald als Standardwerkzeug dienen dürfte.
»Staub ist überall zu finden. Er bleibt auf Kleidung und Gegenständen hängen, nachdem man gereist ist, und hinterlässt eine Spur, die zeigt, wo man gewesen ist«, erklärt die Forensikforscherin Nicole Foster von der Flinders University, die derzeit am Smithsonian Environmental Research Institute in den USA arbeitet.
Mit diesem Wissen habe sie gemeinsam mit ihrem Team ein Feldexperiment durchgeführt, für das sie Gegenstände an verschiedenen Orten in Südaustralien zurückließ. An den abgelegten Dingen sammelte sich Staub an, den die Forscherinnen und Forscher anschließend untersuchten. Dabei prüften sie, ob die chemischen und biologischen Profile an den verschiedenen Orten signifikant unterschiedlich sind. Während es bei den chemischen Signaturen eher um anorganische Partikel geht, kommen bei den biologischen Signaturen etwa die DNA-Fragmente von Pilzen und Bakterien in Frage.
Das Team fand heraus, dass der von jedem Gegenstand zurückgewonnene Staub in der Tat chemische und biologische Profile enthielt, die für jeden Standort einzigartig waren. Allerdings waren diese Profile innerhalb der Standorte und im Lauf der Zeit variabel.
Mit ihrer Arbeit liefert Foster den grundlegenden Beweis, dass Staub als Medium in der forensischen Aufklärung gut geeignet ist. Bevor dieses Instrument in die forensische Fallarbeit integriert werden kann, ist wohl noch einiges zu tun. So erläutert Fosters Kollege und Mitautor Duncan Taylor, dass DNA-Fragmente von Bakterien und Pilzen im Boden »als Schlüsselbeweise verwendet werden können«, um eine Verbindung zum Tatort herzustellen. Staub ist jedoch relativ neu auf dem Gebiet der Forensik. Der Wissenschaftler berichtet, dass das Team von allen in Südaustralien gesammelten Staubproben die Herkunft bei 67 Prozent der Proben anhand der Bakterienprofile und bei 56 Prozent anhand der Pilzprofile korrekt vorhersagen konnte. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Fehlerquote noch relativ hoch ist.
Wahrscheinlich hätten biologische Unterschiede innerhalb der einzelnen Standorte zu dieser hohen Fehlerquote geführt, erklärt Taylor gegenüber der American Association for the Advancement of Sciences. Das Team und er hätten festgestellt, dass die Variabilität an einem Standort nicht größer sei als zwischen den Standorten. »Das bedeutet, dass Bakterien und Pilze an bestimmten Orten einzigartig sein können, weshalb Staub in Zukunft ein wichtiges Instrument für die forensische Aufklärung sein dürfte«, sagt Taylor.
»Staub dürfte in Zukunft ein wichtiges Instrument für die forensische Aufklärung sein«Duncan Taylor, DNA-Forensiker
Auch wenn es auf diesem Gebiet noch viel zu tun gibt, kommen die Forscher zu dem Schluss, dass sowohl chemische als auch biologische Analysen von Staubproben großes Potenzial für die Forensik bieten. Verschiedene staatliche und wissenschaftliche Einrichtungen haben das Projekt »InFoDust« durch Drittmittel finanziert, es entstand unter anderem in Partnerschaft mit einem südaustralischen Programm für Landesverteidigung. Wie der Name des Projekts in voller Schreibweise verrät, steht diese Forschung wohl vorrangig im Dienst militärischer Aufklärung, innerer Sicherheit und potenzieller Maßnahmen gegen Terrorismus – das Akronym »InFoDust« steht für »The Intelligence and Forensic potential of Dust traces for Counter-Terrorism and National Security«.
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