Frühe Vögel: Stammt ikonische Feder doch nicht vom Urvogel?
Im Jahr 1861 wurde im bayerischen Solnhofen eine Feder gefunden, mit der Hermann von Meyer den Urvogel Archaeopteryx beschrieb. Das erste Skelett der Art wurde erst ein paar Monate später frei gelegt. Nun zeigte sich, dass diese Feder wohl überhaupt nicht von Archaeopteryx stammt, wie Michael Pittman von der University of Hongkong und sein Team in »Scientific Reports« darlegen. Damit bestätigen sie Zweifel, die schon früher in dieser Frage bestanden. Im Gegensatz zu Federn, die bei vollständigen Fossilien erhalten blieben, ist dieses Exemplar in einer Art dunklem Film als Versteinerung erhalten. Als es 1862 beschrieben wurde, erwähnte Meyer noch einen Federkiel, der heute allerdings nicht mehr einfach sichtbar ist, auch nicht mit Röntgenfluoreszenz und anderen bildgebenden Verfahren. Es wurde daher sogar spekuliert, ob der Federkiel überhaupt vorhanden gewesen ist. Zudem war bislang unklar, um welche Art Feder es sich handelt – etwa aus der Handschwinge oder vom Schwanz.
Mit Hilfe des relativ neuen Verfahrens der laserinduzierten Fluoreszenz konnten Pittman und Co nun das Exemplar noch besser durchleuchten – und dank der sehr präzisen Auflösung endlich den »fehlenden« Federkiel nachweisen. Das ermöglichte Vergleiche mit modernen und fossilen Federn, anhand derer die Wissenschaftler ausschließen, dass es sich um eine Handdeckenfeder handelt, wie sie heutige Vögel aufweisen: Ihr fehlt dafür die typische s-förmige Mittellinie.Das Material legt zudem nahe, dass die Feder dem Archaeopteryx auch nicht als Schwung- und Schwanzfeder diente. Womöglich kämen noch Deck- und Körperfedern in Betracht, die beim Urvogel bislang kaum untersucht sind.
Oder aber die Feder stamme von einem zurzeit noch unbekannten, gefiederten Dinosaurier, der zur gleichen Zeit wie Archaeopteryx lebte, so Pittman. »Es ist faszinierend, wie durch diese neue Technik das Rätsel um den verschwundenen Federkiel gelöst werden konnte«, sagt Daniela Schwarz, die an der Studie beteiligt war und als Kustodin für fossile Vogelreste am Museum für Naturkunde Berlin arbeitet. Die Entdeckung zeige, dass die Vielfalt gefiederter Dinosaurier im damaligen Solnhofen-Archipel wohl größer war, als es die bisher gefundenen Fossilien vermuten lassen.
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