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Abschiedsbrief : Stammzellforscher macht Medien für Suizid verantwortlich

Nach dem Skandal um die "säureinduzierten Stammzellen" nahm sich Koautor Yoshiki Sasai das Leben. In einem nun veröffentlichten Abschiedsbrief nannte er die Gründe.
Fluoreszierendes Mäuseembryo

In einem Abschiedsbrief hat der japanische Stammzellforscher Yoshiki Sasai die Gründe für seinen Suizid genannt. Laut einem Anwalt der Familie erläutere Sasai darin, dass er sich "ungerechtfertigter Beschimpfung durch die Massenmedien" ausgesetzt fühlte. Von der Pressekonferenz am 12. August berichtete das Magazin "Nature" online.

Nach Zurücknahme der beiden höchst umstrittenen Paper zum Verfahren der stimulusgetriebenen Reprogrammierung von Stammzellen (Stimulus-Triggered Acquisition of Pluripotency, STAP) sei ein "Sturm von Kritik und medialer Aufmerksamkeit" über ihn hereingebrochen. Dies und die Verantwortung gegenüber dem renommierten japanischen Forschungsinstitut RIKEN, an dem er tätig war, hätten ihn zu diesem Schritt getrieben. Der 52-Jährige Stammzellforscher war am 5. August leblos aufgefunden worden und anschließend trotz Wiederbelebungsversuchen verstorben.

Massives Eindringen in Privatsphäre

Sasai gehörte zu dem von Haruko Obokata geleiteten Forscherteam, das auf eine vermeintlich revolutionäre Methode zur Erzeugung von Stammzellen gestoßen war. In den sechs Monaten nach der Veröffentlichung weitete sich die Angelegenheit jedoch immer mehr zum Skandal aus: Beide Paper wiesen nicht nur Fehler und Manipulationen auf, die zentralen Ergebnisse konnten zudem nicht von anderen Forschergruppen bestätigt werden. Inzwischen wurden die Arbeiten zurückgezogen. Ein Großteil der Diskussionen um die Ergebnisse wurde öffentlich in einschlägigen Blogs und den internationalen Medien ausgetragen.

Vor allem jedoch japanische Medien hatten das Stammzellforscherteam zunächst wie Popstars hochgejubelt und anschließend fallen lassen. Als sich die Schwierigkeiten mit der Veröffentlichung abzeichneten, seien laut "Nature" dieselben Medien massiv in Sasais Privatsphäre vorgedrungen. Es habe zahlreiche unbegründete Spekulationen und Anschuldigungen gegeben.

Zudem hatte eine interne Reformkommission des RIKEN empfohlen, das RIKEN Center for Developmental Biology (CDB) in Kobe, an der die Arbeiten stattfanden und dessen stellvertretender Direktor Sasai war, aufzulösen. Der Bericht machte unter anderem den Forscher für die Missstände verantwortlich. Genauere Begründungen seien in dem Bericht aber nicht gegeben worden.

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