News: Starr vor Kälte
Der Eulenschwalm besiedelt den australischen Kontinent von den tropischen Regionen über das Buschland bis hin zu den feucht-kühlen Wäldern Tasmaniens mit ihren ausgeprägten Jahresszeiten. Einen Winter lang haben Gerhard Körtner von der School of Biological Sciences der University of New England in Armidale und seine Kollegen die Vögel in 1 000 Meter hoch gelegenen Regionen des australischen Bundesstaates New South Wales beobachtet, das heißt, sie haben ihre Körpertemperaturen gemessen. Dazu statteten sie sieben Vögel mit entsprechenden Messgeräten aus, deren Daten sie mithilfe eines Senders abrufen konnten.
Dabei beobachteten die Biologen, dass alle Vögel regelmäßig in einen Zustand der Starre fielen. Diese kurzzeitigen Abschnitte herabgesetzter Temperatur werden als Hypothermie oder Torpor bezeichnet. Dabei sank die Körpertemperatur von normalen 38 bis 40 Grad Celsius auf bis zu 29,1 Grad Celsius. Im Durchschnitt wurde in kalten Winternächten (unter sieben Grad Celsius) eine Körpertemperatur unter 34 Grad Celsius gemessen.
Der Torpor überfällt die Vögel in der Regel nach einer kurzen Phase abendlicher Aktivität. Erst gegen Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, erwachen die Vögel aus ihrer Starre und suchen ihre Tagesrastplätze auf – wo sie erneut in eine Starre verfallen. Erst die anhaltende Sonnenwärme vermag sie endgültig zu wecken.
Die Forscher glauben nun, dass die kurzzeitigen Erstarrungszustände auch unter Vögeln eine verbreitete Strategie zur Energieeinsparung sind. Körtner meint, dass dies bisher weitgehend übersehen wurde. Immerhin seien Vögel artenreicher und im Durchschnitt kleiner als die Säugetiere und die Fähigkeit zur energiesparenden Temperatursenkung sichere sesshaften Arten in einer Vielzahl von Habitaten das Überleben – ohne die mühselige Reise in sonnige Gefilde.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 10.6.1999
"Bei anderem Licht besehen"
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