News: Statt Jalousien
Photochrome Materialien sind im Dunkeln durchsichtig und verändern ihre Farbe, wenn sie beleuchtet werden. Elektrochrome Stoffe reagieren entsprechend auf den Fluß eines kleinen elektrischen Stroms. Der von Kostecki und McLarnon entwickelte Film vereinigt beide Eigenschaften in sich. Das macht ihn für die Anwendung in "intelligenten" Fenstern besonders interessant. Diese sind morgens transparent und verdunkeln sich allmählich, wenn die Sonne beginnt, das Gebäudeinnere aufzuheizen. Im Laufe des Nachmittags werden sie wieder durchscheinender. Mit dem neuen Material wäre es möglich, diese selbständige Reaktion des Fensters durch Anlegen einer geringen elektrischen Spannung zu steuern.
Hervorgerufen wird das photochrome Verhalten durch eine elektrochemische Reaktion, die von UV-Licht angetrieben wird: Bei Belichtung fließen Elektronen von der Ni(OH)2-Schicht zum TiO2-Film. Dadurch wird Ni-II zu Ni-III und Ni-IV oxidiert. Als Folge wird die Scheibe grau bis schwarz. Beim Prototyp dauerte der Übergang von voller Transparenz bis zu maximaler Dunkelheit etwa zehn Minuten.
Eine Vielzahl von Anwendungen für den neuen Film ist vorstellbar, zumal er auf nahezu jedes Material aufgetragen werden kann. Die Grundstoffe, Titandioxid und Nickelhydroxid, sind einfach herzustellen, sehr billig und werden bereits in Keramiken, Pigmenten und anderen Produkten vielfach eingesetzt. Aber einige Probleme müssen noch bewältigt werden, bevor das Material marktreif ist. Vor allem wollen Kostecki und McLarnon es so modifizieren, daß es effizient auf das gesamte Sonnenspektrum anspricht und nicht nur auf UV-Licht.
Siehe auch
- Spektrum der Wissenschaft 6/91, Seite 114
"Photochrome und photosensitive Gläser"
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.