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Aerosole: Staub aus ukrainischen Ackerflächen gelangt bis Deutschland

Von trockenen Ackerböden aufgewirbelter Staub aus der Ukraine kann bei besonderen Wetterlagen bis nach Mitteleuropa gelangen und die Feinstaubbelastung drastisch erhöhen. Forscher in Deutschland und der Tschechischen Republik vollzogen anhand von Satellitenbildern und chemischen Analysen die Herkunft einer solchen Staubwolke aus dem Frühjahr 2007 nach.

Staubwolke in der Ukraine | Staubwolke am 23. März 2007 um 13.00 Uhr Ortszeit über dem Süden der Ukraine (rötliche Verfärbung)
Die fruchtbaren Schwarzerdeböden der ukrainischen Steppen sind besonders feinkörnig und werden daher in ausgetrocknetem Zustand leicht von Windböen verblasen. So hatte sich auch am 23. März 2007 eine gewaltige Staubwolke gebildet, die auf Infrarotbildern von Wettersatelliten deutlich zu erkennen war. Nur knapp einen Tag später färbten die feinen Partikel im Erzgebirge den Himmel gelblich. Satellitenbilder, Isotopenanalysen und Pollenkörner verrieten den Ursprung im Schwarzmeerraum.

Dnjepr unter Wolken | Das Satellitenbild der südlichen Ukraine am 23. März 2007 um 12.50 Uhr Ortszeit zeigt die großflächige Emission von Agrarstaub. Das Bild entspricht 210 mal 146 Quadratkilometern und enthält den aufgestauten Dnjepr. Staubwolken sind als parallele Filamente in Ost-West-Richtung zu sehen. Der Kachowkaer Stausee am Unterlauf des Dnjepr hebt sich dunkelblau ab. Die hellblauen Flächen sind Eiswolken.
Feinstaub hierzulande stammt sonst meist aus Industrie- und Verkehrsabgasen. In manchen Fällen wird auch Sand aus der Sahara bis hierher transportiert; diese Quellen konnten die Forscher aber auf Grund der Windrichtung und der chemischen Zusammensetzung ausschließen. Die beobachtete Staubwolke hatte kurzzeitig Spitzenkonzentrationen des PM10-Feinstaubs (Partikel kleiner zehn Mikrometer) zwischen 200 und 1400 Mikrogramm pro Kubikmeter verursacht. Der EU-Grenzwert für das Tagesmittel liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Ergrauter Schnee | Ukrainischer Staub verfärbte den Schnee auf dem Kamm des Riesengebirges grau. Die Aufnahme entstand in der Nähe der Elbquelle an der tschechisch-polnischen Grenze. Die weißen Skispuren zeigen frischen Neuschnee von vor zwei Tagen.
Über zwei Drittel der Ukraine bestehen aus Feldern und Wiesen. Die im Rahmen der Kollektivierung entstandenen riesigen Ackerflächen sind besonders anfällig für Winderosion, dementsprechend gilt auf 220 000 Quadratkilometern der Boden als bedroht. Obwohl sich die untersuchte Staubwolke eher als Einzelfall in den vergangenen Jahrzehnten entpuppt hat, fürchten die Forscher, dass solche Ereignisse durch den Klimawandel häufiger werden könnten, da die Regionen zunehmend unter Trockenheit leiden werden. (af)

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