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News: Staubfänger

All 22 Jahre schwächelt das Magnetfeld der Sonne und kehrt sich schließlich um. Weil dessen Wirkung als Schutzschild in den kommenden Jahren nachlässt, wird mehr interstellarer Staub in das Innere des Sonnensystems vordringen. Grund zur Sorge gibt es aber nicht.
Staubfänger
Das elfjährige Auf und Ab der Sonnenfleckenzahl - und damit die Heftigkeit solarer Winde - hat seine Ursachen im Magnetfeld der Sonne, welches sich seinerseits im Mittel alle 22 Jahre vollkommen umpolt. Die Folge ist, dass auch die Magnetosphäre der Sonne - die so genannte Heliosphäre - mal stärker und mal schwächer ausgebildet ist und den Einflüssen aus dem interstellaren Raum mal mehr und mal weniger entgegenzusetzen hat.

In den nächsten Jahren jedenfalls wird der Schutzschild der Sonne, der bis hinter Pluto reicht, zunehmend porös werden. Und da die kräftige Heliosphäre insbesondere kosmische Staubteilchen abwehrt, können die nun vermehrt bis in das Innere des Sonnensystems vordringen.

Wie Markus Landgraf vom European Space Operations Center der ESA in Darmstadt zusammen mit Kollegen berichtet, verzeichnet die europäische Raumsonde Ulysses zwischen Erde und Jupiter bereits seit 1997 einen kontinuierlichen Anstieg der Staubkonzentrationen. Während 1997 an jedem Tag nur etwa vier solcher Partikel einen Quadratmeter im Raum durchschlugen, waren es im Jahr 2000 schon zwölf pro Tag. Bis 2013 wird sich diese Zahl vermutlich noch einmal verdreifachen.

Zum Glück ist der Staub aus den Tiefen des Weltalls kaum größer als ein Hundertstel der Dicke eines Haares. Selbst angesichts der Geschwindigkeiten von fast 100 000 Kilometern pro Stunde ist ihre Masse schlichtweg zu gering, um ernsthafte Schäden anzurichten. Wenn es hoch kommt, dürften die Astronomen in den kommenden Jahren etwas häufiger über schlechte Sichtbedingungen in der Atmosphäre klagen, und im fernen Kuiper-Gürtel könnte der Staub das Auffinden kleiner Objekte erschweren.

Ansonsten könnten die Staubschwaden allenfalls die Linsen der Weltraumteleskope schmirgeln und etwas größere Treffer in der empfindlichen Elektronik einen Kurzschluss verursachen. Solche Partikel mit ernsthafter Verletzungsgefahr entstehen etwa, wenn die winzigen Staubpartikel aus dem All wie Projektile auf Asteroiden oder Kometen treffen, größere Teile aus deren Oberfläche sprengen und so auch die Staubproduktion im Sonnensystem selber erhöhen.

Unsereins muss sich allem Anschein nach jedenfalls nicht sorgen. Vermutlich wird es mehr Sternschnuppen zu sehen geben, und vielleicht kommt es auch vermehrt zu ansehnlichen Zodiakallichtern - das sind Leuchterscheinungen, die nach Sonnenuntergang am westlichen und vor Sonnenaufgang am östlichen Himmel sichtbar werden und durch Streuung am kosmischen Staub entstehen.

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