Direkt zum Inhalt

Erdrutsche und Flutwellen: Staudamm-Krise bedroht Hunderttausende

Ein Erdrutsch blockiert den Abfluss einer Staudamm-Baustelle in Kolumbien. Nun soll das Wasserkraftwerk hastig fertig gebaut werden, bevor der Stausee ihn überspült. Doch das Wasser bricht anscheinend an mehreren Stellen durch.
Blick auf die Baustelle des Ituango-Staudammes.

Nach einer Serie von Zwischenfällen ist der noch unfertige Ituango-Staudamm in Kolumbien vom Kollaps bedroht. Die Behörden evakuierten bereits mehrere Gemeinden flussabwärts der Baustelle mit insgesamt mehr als 100 000 Einwohnern, nachdem Erdrutsche den Ablauftunnel des Sees blockierten und unkontrolliert ausströmendes Wasser schwere Überschwemmungen am Unterlauf des Flusses verursachte. Durch die Blockade steigt der Wasserspiegel nach wie vor gefährlich an, schwere Regenfälle verschärfen das Problem. Die Betreibergesellschaft lässt derzeit Wasser durch das noch nicht betriebsbereite Wasserkraftwerk des Damms abfließen und versucht jetzt, den Damm auf seine endgültige Höhe aufzustocken. Dann könne das Wasser kontrolliert über einen dafür vorgesehenen Betonkanal abfließen.

Der insgesamt 225 Meter hohe Ituango-Damm staut den Fluss Cauca im Norden Kolumbiens und soll eine elektrische Leistung von 2,46 Megawatt liefern. Die Probleme begannen mit mehreren Erdrutschen zwischen dem 28. April und dem 7. Mai 2018. Die Erdmassen blockierten einen Auslasstunnel, der den Spiegel des nur teilweise gefüllten Stausees niedrig hielt. Seither füllt sich das Reservoir. Die große Gefahr ist, dass Wasser unkontrolliert über die Dammkrone schwappt und das Bauwerk durch sich selbst verstärkende Erosion komplett zerstört. Um das zu verhindern, öffneten die Betreiber des Damms den Zulauftunnel des Generatorenhauses, das dabei laut Berichten teilweise zerstört wurde. Zwei dieser Auslässe scheinen dadurch blockiert zu sein, so dass nur die Hälfte der Wassermenge abfließt. Deswegen steigt der Pegel des Stausees, derzeit etwa 30 Meter niedriger als die Dammkrone, um etwa zehn Zentimeter pro Stunde.

Erdrutsche und Überschwemmungen: Die Ituango-Krise im Video

Unklar ist zurzeit, wie groß die Gefahr für das Bauwerk wirklich ist. Der Damm soll jetzt auf seine geplante Höhe aufgestockt werden, damit Wasser über den Hauptauslass abfließen kann. Allerdings könnte sich das Wasser andere Wege suchen und so den Damm gefährden. Schon einmal brach ein Schwall aus dem durch die Erdrutsche verschlossenen Tunnel hervor und verursachte schwere Überschwemmungen. Sollte der Druck des steigenden Reservoirs den Auslass wieder öffnen, könnte der Stausee durch diese Öffnung leer laufen und selbst weit flussabwärts erhebliche Schäden verursachen. Zusätzlich zeigen Videos anscheinend, dass große Mengen Wasser in die Fahrzeugtunnel der Baustelle eingedrungen sind, was vermutlich eher kein gutes Zeichen ist.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.