News: Steinfresser
Das neugebildete basaltische Glas ist sehr verwitterungsanfällig. Seewasser dringt ein und zersetzt das Gestein, sodass es von zahlreichen Ritzen und Spalten durchzogen ist. Bisher hielten Wissenschaftler diese Zersetzung für einen rein chemischen, nicht-biologischen Vorgang. Doch weit gefehlt, wie Harald Furnes von der University of Bergen jetzt feststellte.
Zusammen mit Hubert Staudigel vom Scripps Institution of Oceanography und anderen Forschern schaute er sich Bohrkerne an, die im Rahmen des Ocean Drilling Program im Bereich des mittelatlantischen Rückens aus etwa 4000 Metern Wassertiefe gewonnen worden sind. Ihre elektronenmikroskopischen Untersuchungen ergaben, dass die Ritzen, Spalten und Kanäle im vulkanischen Glas keineswegs nur durch chemische Zersetzungsprozesse entstehen. Vielmehr sind hier Mikroorganismen am Werk.
Die Meeresforscher sind davon überzeugt, dass bis zu 90 Prozent der Zersetzung auf mikrobielle Aktivitäten zurückzuführen sind. Dabei beschränken sich die Bakterien nicht auf die obersten Meter des Meeresgrundes. Ihre Zersetzungstätigkeit erstreckt sich bis in eine Tiefe von 300 Metern, wobei sie selbst in 500 Metern immerhin noch für bis zu zehn Prozent der Zerstörung der basaltischen Gläser verantwortlich sind.
In diesen Tiefen dringt kein Sauerstoff mehr vor. Das scheint aber keine Rolle zu spielen. Entscheidend für die Bakterien ist vielmehr die Erreichbarkeit von Wasser. Solange dieses vorhanden ist und die Temperatur nicht über 110 Grad Celsius steigt, können sie aktiv bleiben. Dabei beginnt die mikrobielle Zersetzung wahrscheinlich bereits kurz nachdem sich die neugebildete Lava abgekühlt hat und lösen wiederum nachfolgende chemische Prozesse aus, die den Stoffhaushalt des Meeres beeinflussen.
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