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Steinzeit-Massaker: Massengrab zeigt wahlloses Töten

Oft kann man aus vorgeschichtlichen Massengräbern erschließen, warum die Opfer starben. Doch bei einem Massaker im heutigen Kroatien bleiben die Gründe im Dunkeln.
41 Kinder und Erwachsene starben vor 6200 Jahren.

Ein 6200 Jahre altes Massengrab deutet darauf hin, dass sich Menschen schon in prähistorischer Zeit ziemlich wahllos gegenseitig getötet haben. Zu diesem Schluss kommt eine Arbeitsgruppe um Mario Novak vom Institut für Archäologische Forschung in Zagreb anhand genetischer Analysen der 41 Opfer. Wie die Gruppe in »PLOS ONE« berichtet, fällt das Massengrab im kroatischen Potočani im Vergleich zu ähnlichen Funden aus dem Rahmen. Es handelt sich weder um in der Schlacht gefallene Kämpfer noch um Opfer eines religiösen Rituals. Außerdem waren 70 Prozent der Opfer nicht miteinander verwandt, so dass nach Ansicht der Fachleute hier kein feindlicher Klan ausgelöscht wurde oder eine einwandernde Gruppe die eingesessene Bevölkerung niedermetzelte. Damit sei keine der normalerweise bei derartigen Stätten gängige Interpretation möglich. Womöglich hätten die Tötungen etwas mit sich verschlechterndem Klima oder hohem Bevölkerungsdruck zu tun, spekuliert das Team in Ermangelung konkreter Indizien über den Hintergrund des Massakers.

Massentötungen sind schon seit Jahrtausenden Teil der Menschhheitsgeschichte – dutzende Massengräber sind aus prähistorischer Zeit bekannt. Darunter sind in Deutschland das Schlachtfeld an der Tollense, auf dem etwa 140 Tote zum Vorschein kamen, eine ermordete Großfamilie in Koszyce in Südpolen oder auch neun Erwachsene in Halberstadt, die vor etwa 7000 Jahren fern der Heimat exekutiert wurden. Gemeinsam ist ihnen, dass Geschlecht, Alter, Verwandtschaftsgrad und Fundumstände eine Interpretation über Gründe und Hergang nahelegen. Das ist bei dem endneolithischen Massengrab Potočani nach Ansicht der Fachleute anders. Zwar sind über die Hälfte der Toten Kinder und Jugendliche, was darauf hindeuten würde, dass hier eine Sippe ausgelöscht wurde, doch dagegen spricht, dass die meisten von ihnen nicht miteinander verwandt waren.

Gleichzeitig zeigen die genetischen Resultate, dass sie alle Teil der alteingesessenen Bevölkerung waren, die groß und seit geraumer Zeit demografisch stabil war. Konflikte zwischen alteingesessenen und zugewanderten Gruppen, die als Hintergrund anderer Massentötungen vermutet werden, hält die Arbeitsgruppe deswegen für unwahrscheinlich. Vielmehr spreche der Mangel an Gemeinsamkeiten dafür, dass hier keine ausgewählte Gruppe starb, sondern diverse unterschiedliche Menschen aus der Bevölkerung, die womöglich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

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