Kunstgeschichte: Steinzeitkünstler malten naturalistisch
Die gängige Lehrmeinung zur Entwicklung der Pferdefellfarbe war bisher recht eindeutig: Alle Vorfahren der heutigen Pferde dürften unauffällig uniform braun gewesen sein, weil ein drastischeres Design Räuber unnötig aufmerksam macht. Zudem leiden die heutigen gescheckten Pferde oder Schimmel oft unter gesundheitlichen Nachteilen, weil die zu Grunde liegenden Mutationen sich etwa auf die Sinnesleistungen negativ auswirken können. Jetzt zeigten Analysen alter DNA-Reste von Urpferden aber, dass auch die Ahnen der heutigen Pferde mannigfaltige Farbmuster aufwiesen. Damit wäre auch geklärt, wie Steinzeitkünstler schon vor rund 25 000 Jahren auf die Idee gekommen waren, Schecken auf Höhlenwände zu malen – obwohl es sie zu ihren Zeiten vermeintlich noch nicht gegeben haben sollte.
Ludwigs Team konzentrierte sich bei ihrer Suche insbesondere auf eine Mutation im Gen TRPM1 (Transient-Receptor-Potential-Kationenkanal Unterfamilie M, -1) auf dem Chromosom 1 der Pferde, die heute bei den so genannten Tigerschecken auftritt. Das Genprodukt entsteht dabei nur in sehr geringer Menge, was die normale Funktion der Farbpigmentzellen in Fell und Auge beeinflusst und die Scheckung hervorruft. Tatsächlich entdeckten die Forscher diese Mutation nun in vier von zehn westeuropäischen prähistorischen Wildpferdgenomen. Tigerschecken müssen demnach zumindest dort schon in der Altsteinzeit weit verbreitet gewesen sein.
Für ihre neuen Genanalysen der ausgestorbenen Wildpferde haben Arne Ludwig vom Leibnitz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung die Knochen von 31 Urpferden untersucht, die einst in Sibirien, West- und Osteuropa sowie auf der iberischen Halbinsel gelebt haben. Dabei suchten sie in den Sequenzen der extrahierten DNA der Tiere insbesondere an den Genorten, die bei heutigen Pferden zur Fellfärbung beitragen. Typische Punktmutationen in mehreren Genen entscheiden in Kombination darüber, ob Rappen, Füchse oder Braune geboren werden, die zudem aufgehellt bis zum Schimmel sein können sowie teilweise geschimmelt oder verschiedenartig gescheckt ausfallen.
Ludwigs Team konzentrierte sich bei ihrer Suche insbesondere auf eine Mutation im Gen TRPM1 (Transient-Receptor-Potential-Kationenkanal Unterfamilie M, -1) auf dem Chromosom 1 der Pferde, die heute bei den so genannten Tigerschecken auftritt. Das Genprodukt entsteht dabei nur in sehr geringer Menge, was die normale Funktion der Farbpigmentzellen in Fell und Auge beeinflusst und die Scheckung hervorruft. Tatsächlich entdeckten die Forscher diese Mutation nun in vier von zehn westeuropäischen prähistorischen Wildpferdgenomen. Tigerschecken müssen demnach zumindest dort schon in der Altsteinzeit weit verbreitet gewesen sein.
Die allerersten Pferdevorfahren dürften noch früher allerdings tatsächlich eine typische gleichmäßige Braunfärbung besessen haben, meinen Pferdeexperten. Sie zeigt sich etwa auch in den Genen der frühen Przewalski-Pferde, die allerdings keine direkten Vorfahren der heutigen Pferde sind. Zumindest Tigerschecken haben aber auch schon lange als Wildform existiert, und offenbar waren sie Steinzeitmenschen bekannt, die sie dann realistisch in Farbe gebannt haben. So könnte durchaus eine echte Tigerschecke Vorbild des Bilds gewesen sein, das ein Künstler vor 24 700 Jahren in der Pech-Merle Höhle in Frankreich gemalt hat. An der Darstellung hatte sich schon lange eine Diskussion darüber entzündet, ob die Darstellung naturalistisch oder phantasiereich gewesen ist. (jo)
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