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Beobachtungstipp: Sternbedeckungen durch den Mond im September 2024

Der September hat in Sachen Sternbedeckungen eine Menge zu bieten: Ganze 15 Sterne ab 7,5 mag werden vom Mond auf seinem Weg über die Himmelssphäre verdeckt. Einige dieser Ereignisse sind sogar recht gut mit bloßem Auge beobachtbar.
Fotosequenz einer nahen Begegnung zwischen dem Stern Zeta Tauri und dem Mond
Wenn der vorbeiziehende Mond Sterne ganz oder teilweise verdeckt, sind reizvolle Beobachtungen möglich. Wir stellen Ihnen jeden Monat besonders lohnenswerte Begegnungen vor.

Der Mond schreitet pro Stunde in etwa seinen eigenen Winkeldurchmesser in Richtung Osten voran. Zwischen dem 3. und dem 18. September ist die Mondphase zunehmend, das heißt, alle Eintritte finden am vorangehenden – also nach Osten gerichteten – unbeleuchteten Mondrand statt. Ab dem 18. September kehren sich die Verhältnisse um: Nun sind es die Austritte, die an der dunklen Mondseite besonders gut zu sehen sind.

Zwischen dem 8. und 14. September wird am Abendhimmel zu ähnlichen Uhrzeiten, nämlich zwischen 20:00 und 21:00 Uhr MESZ, eine Reihe schwächerer Sterne bedeckt. Dabei ist die Dämmerung jeweils noch im Gange; insbesondere im Norden Deutschlands sind die Ereignisse daher etwas schwierig zu erkennen. Bei den ersten beiden Einträgen der Liste geht es um interessante Mehrfachsterne im Sternbild Waage: Am 8. September bedeckt der Mond um 20:32 Uhr den Stern HIP 73184 A. Dieser ist die hellste Komponente (A) eines Mehrfachsystems, das ebenso unter den Bezeichnungen KX Librae oder Gliese 570 bekannt ist.

Sein Abstand zur Erde beträgt nur 19 Lichtjahre. HIP 73184 A ist mit seiner scheinbaren Helligkeit von 5,9 mag ein Zwergstern der Spektralklasse K4V mit rund drei Viertel des Sonnenradius und nur 15 Prozent der Sonnenleuchtkraft. Seine Begleiter B und C – sie firmieren zudem gemeinsam unter der Bezeichnung HIP 73182 – findet man 26 Bogensekunden nordöstlich. Sie bilden selbst ein enges Doppelsternsystem mit einem gegenseitigen Winkelabstand von 0,2 Bogensekunden und einer gemeinsamen Helligkeit von 8,2 mag. Sowohl B als auch C sind Rote Zwergsterne der Spektraltypen M1V beziehungsweise M3V. Die visuell im Amateurfernrohr nicht trennbaren Komponenten B/C werden etwa eine Minute vor A verdeckt, was an der dunklen Mondseite beobachtbar ist. Mit Videoequipment und einer Zeitauflösung im Bereich von Millisekunden sollten sich die Komponenten B und C beim Eintritt jedoch auflösen lassen. Leider steht der Mond zum Zeitpunkt der Bedeckung nur fünf Grad über dem Südwesthorizont, was eine solche Beobachtung schwierig macht.

Interessant, wenn auch nicht für die Bedeckung selbst, ist die Tatsache, dass Gliese 570 eine weitere Komponente D in 1500 Astronomischen Einheiten Abstand zu A/B/C enthält: einen etwa 50 Jupitermassen schweren, ausgesprochen kühlen Braunen Zwerg. Mit einer Photosphärentemperatur von gerade einmal 800 Kelvin, etwa so heiß wie die Oberfläche der Venus, leuchtet Gliese 570 D vor allem im Infrarot und mit drei millionstel Sonnenleuchtkräften – viel zu schwach für Amateurteleskope.

Der Stern HIP 77399 AB, der fast genau 24 Stunden später bedeckt wird, ist ebenfalls ein enger Doppelstern: Seine 7,6 und 8,5 mag hellen Komponenten (zusammen 7,2 mag) stehen nur 0,15 Bogensekunden in Südwest-Nordost-Richtung getrennt, sind also für Amateurteleskope nicht auflösbar. Leider steht der Mond wieder nur in fünf Grad Höhe, wenn beide Komponenten praktisch zeitgleich um 20:45 Uhr am 9. September hinter dem Mond verschwinden.

Die weiteren Bedeckungen bei zunehmendem Mond erfolgen bei höheren Mondständen und sind damit einfacher zu sehen. Eine Ausnahme bildet Epsilon Capricorni am 15. September gegen 19:31 Uhr, wenn der Mond nur knapp fünf Grad über dem Horizont steht. In den ersten zwei Septemberwochen kann man etwa jede zweite Nacht eine Sternbedeckung verfolgen! Nach dem Vollmond sind an der nachfolgenden, nach Westen gerichteten Mondseite die Austritte der jeweiligen Sterne zu sehen, die zunehmend in der zweiten Nachthälfte stattfinden. Für die hellsten Sterne der Liste, Epsilon Capricorni, Kappa Capricorni sowie Zeta Arietis, kann man die Ein- beziehungsweise Austritte im Prinzip schon mit einem ruhig gehaltenen Fernglas sehen; ansonsten empfiehlt sich aber wie immer bei Sternbedeckungen ein Teleskop.

Wegen der relativ geringen Mondentfernung hängen die genauen Ein- und Austrittszeiten sowie die Positionswinkel an der Mondscheibe vom eigenen Beobachtungsplatz ab. Im Text genannte Zeiten gelten stets für 50 Grad nördliche Länge und 10 Grad östliche Breite.

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