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News: Sternengeburt

Wie ein Baby machen neu geborene Sterne in den ersten Stunden ihres Lebens lautstark auf sich aufmerksam. Das Observatorium Chandra konnte nun die "Schreie" ganz junger Protosterne im Röntgenbereich entdecken. Den Forschern ist es damit gelungen, einen Blick in eine frühe Phase der Sternengeburt zu werfen, der bislang verschlossen war.
Yohko Tsuboi von der Pennsylvania State University stellte auf einer Koferenz in Honolulu neueste Beobachtungen mit Chandra an ganz jungen Sternen vor (2000 High Energy Astrophysics Division Meeting vom 8. November 2000).

Tsuboi und seine Kollegen haben sich die zwei jüngsten Arten von Protosternen angesehen. Bei denen der Klasse 0 handelt es sich um 10 000 Jahre alte Sterne. Ihre Geschwister der Klasse I sind etwa 100 000 Jahre alt. Das Sternenleben auf menschliche Maßstäbe bezogen, hätten wir es mit Babys zu tun, die gerade mal eine Stunde beziehungsweise zehn Stunden alt sind. Klasse-0-Protosterne sind umgeben von einer dichten Hülle aus Gas und Staub. Diese haben Wissenschaftler bereits mit bestehenden Methoden zum Beispiel durch Messungen im infraroten Spektralbereich eingehend untersucht. Altert der Stern, so verschwindet während des Übergangs der beiden Klassen langsam die umgebende Hülle. Bislang gelang es aber nicht, einen Blick durch die Hülle in die Kinderstube eines jungen Klasse-0-Sterns zu erhaschen.

Bereits mit älteren Röntgen-Teleskopen wie dem Advanced Satellite for Cosmology and Astrophysics und dem ROSAT konnten Astronomen das Licht von Klasse-I-Sternen beobachtet werden. Allerdings konnten sie nicht die einzelnen Röntgenquellen getrennt betrachten, das Auflösungsvermögen war zu schlecht. Mit Chandra ist es dank der hohen Raumauflösung allerdings kein Problem mehr, detaillierte Untersuchungen anzustellen. Bereits 17 Klasse-I-Protosterne hat es in der rho-Ophiuchi-Wolke, 500 Lichtjahre von der Erde entfernt, nachgewiesen. "Das wilde Flackern im Röntgenlicht ist dabei 10 000 bis 100 000 mal heller als das unserer Sonne", erläutert Kensuke Imanishi von der Kyoto University.

In 1 400 Lichtjahren Entfernung von der Erde im Sternbild des Orion sah das Team um Tsuboi zum ersten Mal die Röntgen-Aktivität eines Klasse-0-Protosterns durch dessen Hülle. Tsuboi äußert sich erfreut: "Wir haben uns die neugeborenen Sterne in ihrer Wiege genau angeschaut und festgestellt, dass ihr Geschrei wesentlich lauter ist, als wir angenommen haben." Katsuji Koyama von der Kyoto University berichtet: "Weit jenseits unserer Vorstellung erzeugt ein Stern, dessen kalter Kern nur einige Zehn Kelvin warm ist, direkt nach seiner Geburt sehr heißes Plasma von 10 bis 100 Millionen Kelvin." Die Forscher nehmen an, dass die heftige Aktivität und das Flackern im Röntgenbereich des jungen Sterns daher kommt, dass er sich dreht und in seinem Inneren heftige Konvektionsprozesse ablaufen.

Die Astronomen vermuten, dass auch unsere gute, alte Sonne einen ähnlichen Spektakel im Röntgenbereich veranstaltet hat, als sie vor rund fünf Milliarden Jahren das Licht der Welt erblickt hat. Erst nachdem der Kern heiß und dicht genug war, um eine Wasserstofffusion zu zünden, hat sie sich beruhigt und strahlt gleichmäßig Energie ab.

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