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Milchstraße: Sternentstehungsgebiete bilden gigantische Welle

Astronomen wollen das »größte zusammenhängende Gebilde aus Gas in der Milchstraße« entdeckt haben: In direkter Nachbarschaft zur Sonne machen junge Sterne eine gewaltige La Ola.
Die Radcliffe-Welle und die Sonne (gelb) in einer künstlerischen Darstellung der Milchstraße.

Um das Jahr 1879 bemerkte der US-amerikanische Astronom Benjamin Gould eine eigenartige Struktur am Nachthimmel: Eine Anzahl besonders heller Sterne bildete scheinbar eine lange Schleife, die an ihrem fernsten Punkt weit über die Ebene der Milchstraße ragte. Es wirkte, als blicke man auf die eine Hälfte eines schräg gestellten Rings, in dessen Zentrum sich die Sonne befindet. Wie sich zeigte, ist dieser nach ihm »Gould's belt« benannte Gürtel bevölkert von jungen Sternen und den Sternentstehungsgebieten, in denen sie ihren Ursprung hatten, also dichten Wolken aus Gas und Staub.

Doch als Astronomen nun die Lage dieser und weiterer Sternentstehungsgebiete exakt bestimmten und in eine 3-D-Karte eintrugen, stellten sie fest, dass die Struktur in Wirklichkeit ganz anders aussieht. Der gouldsche Gürtel ist ihren Ergebnissen zufolge nur ein Teil einer sehr dünnen und langen, wellenförmigen Kette von Sternentstehungsgebieten. Nach ihrer Alma Mater an der Harvard University, dem Radcliffe Institute for Advanced Study, tauften sie das Gebilde »Radcliffe Wave«. Details dazu publizierte das Team um João Alves, aktuell an der Uni Wien, in der aktuellen Ausgabe von »Nature«.

Bemerkenswert ist, dass das Band wie eine Sinuswelle um rund 500 Lichtjahre nach oben und ebenso weit nach unten ausschlägt und dazwischen jeweils die Ebene der Milchstraße durchquert. »Was diese Struktur erzeugt, wissen wir nicht«, sagt Alves in einer Mitteilung der Harvard University. Die Form könnte auf die Wechselwirkung mit einem besonders massereichen Objekt zurückgehen. Die Länge des Bands beziffern die Forscher auf 9000 Lichtjahre und seine Breite auf 400 Lichtjahre. Damit sei es die größte gasförmige Struktur, die je in der Milchstraße ausfindig gemacht worden ist.

Von unserer Sonne sind seine nächstgelegenen Abschnitte nur 500 Lichtjahre entfernt. Durch die Eigenbewegung der Sonne verändert sich allerdings der Abstand kontinuierlich, so dass unser Heimatgestirn in 13 Millionen Jahren die Welle sogar passieren dürfte – und zwar zum nunmehr zweiten Mal, denn ebenfalls vor 13 Millionen Jahren soll dies laut den Berechnungen der Forscher schon einmal stattgefunden haben.

Möglich wurde die Studie durch die Messungen des Satellitenobservatoriums Gaia, das seit 2013 die Position von gut einer Milliarde Sternen hochpräzise in drei Dimensionen ermittelt hat. Um daraus Aussagen über die Verteilung der staubreichen Sternentstehungsgebiete zu gewinnen, hat das Team weitere Methoden entwickelt. Unter anderem berücksichtigten sie mit Hilfe von Simulationen, wie die Wolken das Licht eines dahinterliegenden Sterns verschlucken.

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