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Sternenwiege: Griff nach den Sternen

Galaxie in Gefahr? Nein, mehr als 100 Millionen Lichtjahre liegen zwischen diesen beiden Objekten im Sternbild Schiffskiel.
Die kometare Globule CG4 greift nach einer Galaxie
Wie eine Hand scheint die kometare Globule CG4 nach der Galaxie ESO 257-19 greifen zu wollen, in Wirklichkeit liegen rund 100 Millionen Lichtjahre zwischen den beiden Objekten.

Als würde sie Sterne und die schutzlose Spiralgalaxie ESO 257-19 verschlingen wollen, erstreckt sich die geisterhafte Dunkelwolke CG4 aus dem Gum-Nebel im Sternbild Achterdeck des Schiffs in den interstellaren Raum. Die »Hand Gottes« befindet sich nur aus unserer Perspektive rein zufällig unmittelbar neben der mehr als 100 Millionen Lichtjahre von ihr entfernten Hintergrundgalaxie. Mit einer Entfernung von etwa 1300 Lichtjahren liegt CG4 innerhalb unserer Galaxis. Die Aufnahme gelang mit Hilfe der Dark Energy Camera des Vier-Meter-Teleskops Victor M. Blanco am Cerro Tololo Inter-American Observatorium in Chile im visuellen und Infraroten. CG4 wird wegen seiner optischen Ähnlichkeit mit einem staubigen Kopf und länglichem Schweif als »kometare Globule« bezeichnet. Jenseits des Namens enden jedoch die Gemeinsamkeiten. Wie diese ausgeprägten Strukturen zu Stande kommen, ist bisher noch weitgehend rätselhaft.

Der dunkle Kopf hat einen Durchmesser von anderthalb Lichtjahren, während sich der schwächere Schweif über eine Länge von etwa acht Lichtjahren erstreckt. Die damit eher kleinen kometaren Globulen gehören zu einer Unterklasse von dunklen Nebeln, die als Bok-Globulen bekannt sind – isolierte Wolken aus dichtem kosmischem Gas und Staub, die typischerweise von heißem, ionisiertem Material umgeben sind. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind neben der »Hand Gottes« auch dessen »Finger« im Carina-Nebel sowie die bekannte Dunkelwolke B68 – mit einer Distanz von nur 410 Lichtjahren zur Erde eine der uns nächsten Bok-Globulen.

Deutlich ist der rötliche Schimmer von ionisiertem Wasserstoff um die dichten Staubbereiche zu sehen, die das restliche Sternenlicht verschlucken. Dieser wird durch die intensive Strahlung dahinterliegender heißer und massereicher Sterne zum Leuchten angeregt. Diese blasen jedoch kontinuierlich Partikel davon und zerstören damit allmählich die Struktur des Kopfes. Trotz dieser extremen Bedingungen enthält die Staubwolke noch ausreichend Gas, um die Bildung von zahlreichen sonnenähnlichen Sternen zu ermöglichen.

CG4 gehört mit 31 weiteren kometaren Globulen zu einer Gruppe von Dunkelwolken innerhalb des riesigen Gum-Nebels. Deren Schweife zeigen bemerkenswerterweise alle vom Zentrum des Nebels weg. Dort befinden sich die Überreste der Vela-Supernova und der Vela-Pulsar – ein schnell rotierender Neutronenstern, der starke Radiostrahlung emittiert. Er entstand durch den Kollaps eines massereichen Sterns. Astronomen vermuten, dass die Sternwinde und der Strahlungsdruck des Pulsars sowie der heißen massereichen Sterne in der näheren Umgebung die außergewöhnlichen Formen der kometaren Globulen verursachen. Möglicherweise waren diese aber auch ursprünglich kugelförmige Nebel, die durch die Wucht einer Supernova-Explosion gewaltsam verformt wurden. So sind die Strukturen von kometaren Globulen nach wie vor Bestandteil intensiver Forschung.

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