Sternentstehung: Sternhaufen auf Kollisionskurs
Die Große Magellansche Wolke hält so manche Überraschung bereit: Im Emissionsnebel 30 Doradus, auch Tarantelnebel genannt, konnten nun mit dem Hubble Weltraumteleskop zwei kollidierende Sternhaufen beobachtet werden. Von dieser Entdeckung berichten Elena Sabbi und Kollegen vom Space Telescope Science Institute in Baltimore in der Augustausgabe der Astrophysical Journal Letters.
Mit einer Entfernung von 170 000 Lichtjahren gehört die Große Magellansche Wolke als Zwerggalaxie zur Lokalen Gruppe. In ihr befindet sich der Tarantelnebel, seit 25 Millionen Jahren eine Region aktiver Sternentstehung. Das Forschungsinteresse an ihm ist groß: Viele seiner Eigenschaften wie Elementzusammensetzung, Staubmenge und Sternentstehungsrate entsprechen denen des jungen Universums. Wie das Team um Sabbi nun berichtet, handelt es sich bei der Struktur im Zentrum des Nebels nicht um einen einzigen Sternhaufen, sondern um zwei verschiedene Gebilde: R136 sowie ein weiterer, weitläufigerer Sternhaufen, der sich rund 18 Lichtjahre nordöstlich von R136 befindet.
Den Wissenschaftlern fiel diese Doppelstruktur bei der Analyse von Sternen niedriger Masse aus Aufnahmen mit dem Hubble-Weltraumteleskop auf: Eigentlich würde man im Zentrum des Tarantelnebels einen kugelförmigen Sternhaufen erwarten. Statt dessen weist er eine langgezogene Struktur auf, was auf die Wirkung von gravitativen Gezeitenkräften hindeutet – ähnlich wie bei einem Zusammenstoß von zwei Galaxien. Darüber hinaus sind die beiden Sternhaufen unterschiedlich alt: R136 ist rund eine Million Jahre jünger als sein Nachbar.
Die Entdeckung könnte theoretische Modelle zur hierarchischen Fragmentation von Gaswolken bestätigen: Diese Modelle besagen, dass sich große Gaswolken in kleinere Wolken aufteilen, aus denen sich schließlich verschiedene Strukturen aktiver Sternentstehung bilden. Diese Regionen stoßen später zusammen und verschmelzen dann zu einem einzigen großen Sternhaufen.
In weiteren Studien soll die Region im Zentrum des Tarantelnebels genauer untersucht werden, auch, um herauszufinden, ob vielleicht noch weitere Gebilde mit den zwei schon beobachteten Sternhaufen wechselwirken. Die Analyse soll weitere Aufschlüsse über die Entstehung von Sternhaufen liefern.
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