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Sternentwicklung: Sternzwillinge ungleicher als erwartet

Doppelsonnensystem
Bei der Untersuchung eines jungen Doppelsternsystems erlebten Astronomen eine unliebsame Überraschung: obwohl die Zwergsonnen sich ähneln sollten wie eineiige Zwillinge, sind sie unterschiedlich groß, hell und gefärbt.

Amerikanische und britische Forscher um Keivan Stassun von der Vanderbilt University sahen sich Par 1802 genauer an, einen Bedeckungsveränderlichen im Orionnebel. Dieser besteht aus einem Paar von Zwergsternen, die – von der Erde aus gesehen – immer wieder voreinander vorbeilaufen. Daraus konnten die Massen der beiden ermittelt werden: jeweils 41 Prozent der Masse unserer Sonne. Damit sollten die Zwillinge auch gleiche Leuchtkraft, Durchmesser und Oberflächentemperatur an den Tag legen.

Zwergenzwillinge im Orionnebel | Der Ausschnitt zeigt einen Teil des Orionnebels – auch bekannt als Messier 42 oder kurz M 42 – eines der aktivsten bekannten Sternentstehungsgebiete der Milchstraße. Der mit dem Pfeil markierte Lichtpunkt ist der – auch in Hubbleaufnahmen – unaufgelöste Doppelstern Par 1802. Seine beiden Komponenten haben je zwei Fünftel der Masse unserer Sonne und umkreisen sich in nur rund viereinhalb Tagen.
Die Wissenschaftler stellten jedoch deutliche Unterschiede fest. Die Temperaturdifferenz beträgt rund 300 Grad, die Leuchtkraft differiert um 50 Prozent und der Radius zwischen fünf und zehn Prozent.

Die gängige Theorie der Sternentwicklung bietet nur eine unmittelbare Lösung: Der eine Zwerg zündete das nukleare Feuer in seinem Innern vor rund einer Million Jahren, der andere ist jedoch nur halb so alt. Die Eigenschaften der Sonnen im System Par 1802 lassen sich so befriedigend erklären. Die Astronomen raten nun ihren Kollegen zur Vorsicht, wenn sie bei ihren Studien davon ausgehen, dass die Partner in einem Doppelsternsystem dasselbe Alter haben. (dre)
  • Quellen
Stassun, K. G. et al.: Surprising dissimilarities in a newly formed pair of ‘identical twin’ stars. In: Nature 453, S. 1079–1082, 2008.

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