Chemische Ökologie: Stichstopp
Citronella, Diethyltoluamid, Moskitonetz: Worauf Mensch zur Mückenabwehr schwört, bleibt Frosch versagt. Und trotzdem leiden die Feuchtraumbewohner kaum unter blutdurstigen Plagegeistern. Schmeckt ihr Blut so schlecht? Oder haben sie das ultimative Mückenrepellent entwickelt?
Es ist warm, feucht, und die Luft schwirrt von Moskitos. Überall piekst und juckt es. Die Hölle? Nein, ein Paradies – zumindest für einen Froschfan, könnte ihm doch gerade hier ein Blick auf eines dieser herrlichen kleinen, blaubeinigen Wesen mit rotem Rücken und schwarzen Knopfaugen vergönnt sein. Oder auch auf den schmucken blauschwarz marmorierten Verwandten, der irgendwo ruhig vor sich hindöst. Während er aber möglichst unauffällig versucht, die sirrenden Insekten, aber nicht die bunten Vierbeiner zu verjagen, mag auch den größten Amphibienjäger eine Frage pieksen: Warum bleiben seine Lieblinge eigentlich von den nervigen Plagegeistern verschont?
Auch John Daly, seines Zeichens seit mehr als vierzig Jahren Dendrobaten im Freiland auf der Spur, ging das wohl durch den Kopf. Denn in den ganzen Jahrzehnten seiner Forschungsarbeit war ihm nie ein Pfeilgiftfrosch mit Mückenstichen begegnet. Mag schon sein, dass eine Mücke mal landet – gütlich aber tut sie sich offenbar nicht am Blutvorrat ihrer Zwischenstation, wusste der Forscher von den National Institutes of Health in Bethesda. Ob ihnen wie so manchem Räuber auch der Cocktail von Hautsekreten nicht schmeckt, den Pfeilgiftfrösche zum eigenen Schutz ausscheiden? Vielleicht kann die Körperlotion aus Eigenproduktion also neben Fressfeinden auch Parasiten und sonstige Plagegeister abwehren, die Mücke zwar leben lassen, aber doch schwächen.
Als Testmücke wählten die Forscher Aedes aegypti, die Überträgerin des Gelbfieber-Erregers. Kommt ihr kein Säugetier vor den Rüssel, akzeptiert sie schon mal Froschblut zur Magenfüllung. War ihr Futterplatz PTX-251D-verseucht, verging den Insekten aber nicht nur der Appetit. Die wenigen, welche Landung und Mahlzeit noch wagten, zeigten zudem deutliche Anzeichen einer ernsten Vergiftung: Sie konnten sich torkelnd kaum aufrecht halten, manche Tiere fielen auf den Rücken oder amputierten sich selbst die Beine, an rettenden Abflug war kaum noch zu denken. "Sie wirkten sterbend oder tot", resümieren Daly und Co. Um ganz sicher zu gehen, ließen die Wissenschaftlern den Tieren im nächsten Test erst gar nicht die Wahl, ob sie landen wollten oder nicht. Sie saugten jeweils fünf Mücken in eine Pipette, deren Spitze etwas geweitet wurde. Dann fädelten sie einen dünnen Draht, den sie zuvor in dem Pumiliotoxin gebadet hatten, in das enge Glasgefängnis ein. Die Mücken kamen an dem Draht nicht vorbei, sie mussten ihn berühren. Als sie später wieder frei fliegen durften, dauerte es erheblich länger, bis sie sich in die Luft erhoben, stellten die Forscher fest.
Doch was ist mit der Dosis? Waren die Bedingungen überhaupt realistisch? Durchaus, sieht man sich die Werte genauer an: Die ersten Vergiftungserscheinungen zeigten sich bei Konzentrationen von 0,1 Mikrogramm PTX 251D pro Quadratzentimeter. Der zwei Zentimeter große Ekuadorianer Epipedobates tricolor hat auf seiner Haut durchschnittlich 37 Mikrogramm davon. Bei einer geschätzten Körperfläche von vier bis sechs Quadratzentimetern macht das sechs bis neun Mikrogramm pro Quadratzentimeter – mehr als genug, um Mücken die Mahlzeit massiv zu vergällen. Ganz abgesehen davon, dass womöglich noch weitere Substanzen abwehrend wirken.
Das riecht nach weiterer Laborarbeit – und einen neuen, geeigneten Testteilnehmer haben die Forscher auch schon gefunden: Uranotaenia-Mücken, die sich routinemäßig an Fröschen laben. Vielleicht finden Daly und seine Mitarbeiter dann ein Sekret, das auch Mensch vor Stichen bewahren könnte. Denn ein Kontaktgift wie PTX 251D, das den Herzschlag beschleunigt und bei Mäusen tödliche Krämpfe hervorrufen kann, klingt nicht nach einem geeigneten Inhaltsstoff. Ob Froschfans bei ihren Erkundungstouren davon profitieren würden, bliebe allerdings abzuwarten: In der schweißtreibenden Heimat ihrer Lieblinge ist jedes eingeriebene Mittel binnen Minuten zerronnen. Aber was macht das schon, Angesicht zu Angesicht mit Dendrobates und Co.
Auch John Daly, seines Zeichens seit mehr als vierzig Jahren Dendrobaten im Freiland auf der Spur, ging das wohl durch den Kopf. Denn in den ganzen Jahrzehnten seiner Forschungsarbeit war ihm nie ein Pfeilgiftfrosch mit Mückenstichen begegnet. Mag schon sein, dass eine Mücke mal landet – gütlich aber tut sie sich offenbar nicht am Blutvorrat ihrer Zwischenstation, wusste der Forscher von den National Institutes of Health in Bethesda. Ob ihnen wie so manchem Räuber auch der Cocktail von Hautsekreten nicht schmeckt, den Pfeilgiftfrösche zum eigenen Schutz ausscheiden? Vielleicht kann die Körperlotion aus Eigenproduktion also neben Fressfeinden auch Parasiten und sonstige Plagegeister abwehren, die Mücke zwar leben lassen, aber doch schwächen.
Die mehreren hundert Alkaloide, die Frösche so absondern, konnten Daly und seine Kollegen allerdings nicht komplett untersuchen. Sie konzentrierten sich auf eines der etwa achtzig Pumiliotoxine namens PTX 251D, das sich in unterschiedlichen Mengen bei Dendrobates, Epipedobates oder Phyllobates aurotaenia findet, aber auch bei madagassischen Fröschen wie Mantella oder den südamerikanischen Kröten der Gattung Melanophryniscus. In Studien mit Tabakschädlingen hatte das Toxin schon in geringsten Konzentrationen Eulenfalter-Larven vergiftet – ein durchaus nahe liegender Kandidat also für ein Mückenmittel.
Als Testmücke wählten die Forscher Aedes aegypti, die Überträgerin des Gelbfieber-Erregers. Kommt ihr kein Säugetier vor den Rüssel, akzeptiert sie schon mal Froschblut zur Magenfüllung. War ihr Futterplatz PTX-251D-verseucht, verging den Insekten aber nicht nur der Appetit. Die wenigen, welche Landung und Mahlzeit noch wagten, zeigten zudem deutliche Anzeichen einer ernsten Vergiftung: Sie konnten sich torkelnd kaum aufrecht halten, manche Tiere fielen auf den Rücken oder amputierten sich selbst die Beine, an rettenden Abflug war kaum noch zu denken. "Sie wirkten sterbend oder tot", resümieren Daly und Co. Um ganz sicher zu gehen, ließen die Wissenschaftlern den Tieren im nächsten Test erst gar nicht die Wahl, ob sie landen wollten oder nicht. Sie saugten jeweils fünf Mücken in eine Pipette, deren Spitze etwas geweitet wurde. Dann fädelten sie einen dünnen Draht, den sie zuvor in dem Pumiliotoxin gebadet hatten, in das enge Glasgefängnis ein. Die Mücken kamen an dem Draht nicht vorbei, sie mussten ihn berühren. Als sie später wieder frei fliegen durften, dauerte es erheblich länger, bis sie sich in die Luft erhoben, stellten die Forscher fest.
Doch was ist mit der Dosis? Waren die Bedingungen überhaupt realistisch? Durchaus, sieht man sich die Werte genauer an: Die ersten Vergiftungserscheinungen zeigten sich bei Konzentrationen von 0,1 Mikrogramm PTX 251D pro Quadratzentimeter. Der zwei Zentimeter große Ekuadorianer Epipedobates tricolor hat auf seiner Haut durchschnittlich 37 Mikrogramm davon. Bei einer geschätzten Körperfläche von vier bis sechs Quadratzentimetern macht das sechs bis neun Mikrogramm pro Quadratzentimeter – mehr als genug, um Mücken die Mahlzeit massiv zu vergällen. Ganz abgesehen davon, dass womöglich noch weitere Substanzen abwehrend wirken.
Das riecht nach weiterer Laborarbeit – und einen neuen, geeigneten Testteilnehmer haben die Forscher auch schon gefunden: Uranotaenia-Mücken, die sich routinemäßig an Fröschen laben. Vielleicht finden Daly und seine Mitarbeiter dann ein Sekret, das auch Mensch vor Stichen bewahren könnte. Denn ein Kontaktgift wie PTX 251D, das den Herzschlag beschleunigt und bei Mäusen tödliche Krämpfe hervorrufen kann, klingt nicht nach einem geeigneten Inhaltsstoff. Ob Froschfans bei ihren Erkundungstouren davon profitieren würden, bliebe allerdings abzuwarten: In der schweißtreibenden Heimat ihrer Lieblinge ist jedes eingeriebene Mittel binnen Minuten zerronnen. Aber was macht das schon, Angesicht zu Angesicht mit Dendrobates und Co.
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