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News: Stickstoffmonoxid verspricht 'Revolution' im Kampf gegen Durchfall

Jährlich sterben weltweit rund fünf Millionen Menschen an Durchfallserkrankungen. Denn der durch die Krankheit hervorgerufene extreme Flüssigkeitsverlust führt unbehandelt schnell zum Kreislaufkollaps. Die derzeit angewandten Therapien versuchen, durch eine Wasser-Salz-Zucker-Mischung das Austrocknen des Körpers zu verhindern.
Die von Eckhard Beubler vom Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie der Karl-Franzens-Universität Graz nachgewiesene absorptive Wirkung von Stickstoffmonoxid könnte der Durchfallsbehandlung nun einen neuen Ansatz liefern. Mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) werden die bisher erzielten Ergebnisse nun experimentell belegt und klinisch getestet.

Eine Untersuchung mit Sennosiden brachte Beubler den Beweis für die "Saugfähigkeit" von Stickstoffmonoxid (NO). Sennes, das in vielen Abführmitteln enthalten ist, stimuliert die Sekretion. Erfolgt eine solche Stimulation, aktiviert der Körper sein NO-System als Schutz vor der Austrocknung. Denn NO absorbiert die Flüssigkeit, die so im Körper bleibt. "Mit diesem Nachweis konnten wir erstmals jene Studien, die NO sekretorische Eigenschaften zuschreiben, eindeutig widerlegen. Jetzt müssen wir unsere experimentell gewonnenen Daten in vitro und in vivo beweisen", erklärt Beubler den derzeitigen Stand seines Projektes.

Um diesen Beweis erbringen zu können, arbeitet er mit dem Klinikum der Københavns Universitet (Universität Kopenhagen) zusammen, wo Joergen Rask-Mazen in einer klinischen Studie Beublers Ergebnisse untersucht. Parallel dazu betreibt Beubler zusammen mit der Ersten medizinischen Klinik in Graz vier sogenannte Ussing-Kammern. In diesen Kammern befindet sich isolierte Darmschleimhaut, deren Wassertransport computertechnisch aufgezeichent und ausgewertet wird.

Beide Projekte müssen zunächst grundlegend die absorptive Wirkung von NO verifizieren und feststellen, inwieweit sich die normale, körpereigene NO-Aktivität von einer stimulierten unterscheidet. Notwendig ist außerdem eine Überprüfung der NO-Wirkung auf Nahrungsbestandteile. Ob und wie NO antidiarrhoisch wirkende Arzneimittel wie Morphin oder Loperamid unterstützt, ist ebenfalls noch ungeklärt. "Bringen alle diese Untersuchungen die gewünschten Ergebnisse, dann ist der nächste Schritt die Suche nach einer einfachen Verabreichungsform. Eine Therapie mit diesem Prinzip würde bereits eine Stufe vor den derzeit üblichen ansetzen und wäre damit eine ganz neue Möglichkeit, die Zahl der Durchfallstoten effizient zu reduzieren", hofft Beubler.

Siehe auch

  • Spektrum der Wissenschaft 7/91, Seite 98
    "Fortschritte bei der oralen Rehydratation"

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