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3. und 4. Impfung: STIKO-Empfehlung für Omikron-Impfstoffe

Laut dem Entwurf der STIKO wird in Zukunft mit den neuen Omikron-Impfstoffen geboostert. An den grundsätzlichen Empfehlungen für die 3. und 4. Impfung soll sich aber nichts ändern.
Frau bekommt von Fachperson eine Impfung.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) wird wohl die an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe für die dritte und vierte Impfdosis empfehlen. Das geht aus dem Entwurf der Impfempfehlung hervor, den die STIKO heute veröffentlicht hat. Demnach ändert sich nichts daran, für welche Personengruppen die dritte und vierte Impfung empfohlen wird. Allerdings sollen die Omikron-Impfstoffe dabei bevorzugt gegenüber den bisherigen Wildtyp-Impfungen eingesetzt werden. Eine dritte Impfdosis empfiehlt die STIKO weiterhin allen Personen über 12 Jahre, darüber hinaus rät sie Menschen über 60 Jahre, besonderen Risikogruppen, Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen sowie den Angestellten dort zur vierten Impfung.

Die EU-Kommission hatte dem Impfstoff von Biontech und Pfizer, der speziell auf die Omikron-Linien BA.4 und BA.5 zugeschnitten ist, am vergangenen Dienstag die Zulassung in Europa erteilt. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt den Impfstoff als Booster für alle Personen über 12 Jahre. Zuvor waren bereits Impfstoffe gegen die Omikron-Variante BA.1 von Moderna sowie Biontech und Pfizer zugelassen worden. All diese Impfstoffe sind bivalent, das heißt, sie enthalten zwei Komponenten, von denen eine Immunität gegen den ursprünglichen Wildtyp erzeugt, die andere gegen Omikron.

Noch unklar ist, wie sehr die Impfstoffe den Schutz vor Omikron gegenüber bisherigen Impfstoffen tatsächlich verbessern. »Alle vorhandenen Impfstoffe schützen sehr gut vor schwerer Erkrankung, Hospitalisierung und Tod«, erklärt STIKO-Mitglied Christian Bogdan vom Universitätsklinikum Erlangen gegenüber dem Science Media Center. Immunologische Daten zeigten eine deutliche Verbesserung der Antikörperantwort gegen Omikron-Varianten durch die neuen Impfstoffe. Wegen der kurzen Beobachtungsdauer könne man aber noch nicht sicher sagen, ob die Impfung zum Beispiel symptomatische Infektionen merklich reduziert. »Worum es uns eigentlich geht, ist, dass wir uns quasi auch aufstellen für eventuelle zukünftig auftretende weitere Varianten der Omikron-Mutante.«

Fachleute rechnen damit, dass die jetzt kursierende Corona-Linie BA.5 schon in einigen Wochen durch bereits jetzt stark wachsende Immunflucht-Varianten wie BA.2.75.2 ersetzt wird. Vor solchen Viren schützen auch die Omikron-Impfstoffe laut Neutralisierungsdaten nur noch bedingt – allerdings wohl deutlich besser als die reine Wildtyp-Impfung. »Wie gut eine Impfung vor einer Variante schützt, hängt von der genetischen Entfernung ab«, erklärt der Bioinformatiker Cornelius Römer vom Biozentrum der Universität Basel. »Die Omikron-Impfstoffe sind zwar auch ein ganzes Stück weg von Linien wie BA.2.75.2, aber im Vergleich zur Impfung mit dem Wildtyp sind sie viel näher dran.« Dadurch könnten sie auch die Gefahr reduzieren, dass eine solche Immunflucht-Variante den bisher sehr wirksamen Schutz der Impfungen vor schweren Erkrankungen unterläuft.

Nach Ansicht vieler Fachleute macht es keinen allzu großen Unterschied, ob man einen Impfstoff gegen BA.1 oder BA.4/5 bekommt. Das liegt nicht nur an neuen Varianten, sondern auch daran, dass sich die Impfstoffe recht ähnlich sind. Während sich die Spike-Proteine von Wildtyp und BA.1 in rund 30 Positionen unterscheiden, sind es zwischen BA.1 und BA.5 lediglich drei Veränderungen. »Das Interessante ist, dass eine Immunisierung mit BA.1 auch zu einer verbesserten Antikörperantwort gegen BA.4/5 führt«, sagt Bogdan. Allerdings lägen bisher nur zu den Impfstoffen gegen BA.1 Daten beim Menschen vor. Dass der Impfstoff gegen BA.5 die gewünschte Immunreaktion erzeugt, wurde bisher nur im Versuchen an Mäusen gezeigt. »Das ist sicherlich ein Schwachpunkt«, sagt Bogdan. »Da sind wir jetzt auch von Seiten der STIKO natürlich nicht besonders glücklich.«

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