Covid-19: STIKO empfiehlt Coronaimpfung für Schwangere und Stillende
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat sich generell für eine Coronaimpfung von Schwangeren und Stillenden ausgesprochen. »Nach eingehender Beratung und Bewertung der vorhandenen Evidenz« empfiehlt die STIKO eine Impfung für Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel und für Stillende mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mitteilte. Derzeit liegt die Empfehlung noch als Beschlussentwurf vor, der im nächsten Schritt nun ein Stellungnahmeverfahren mit den Bundesländern und beteiligten Fachkreisen passieren muss.
Dass die Impfung erst ab dem zweiten Trimester erfolgen kann, liege am immunologischen Geschehen während der Plazentaentwicklung. Außerdem seien in dieser Phase Impfreaktionen ein Risiko, erklärt Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts der Universitätsklinik Erlangen und Mitglied der Ständigen Impfkommission, in einem Pressegespräch des Science Media Center (SMC). Besonders im ersten Trimester könne Fieber eine Fehlgeburt auslösen.
Ärzte konnten auch bislang schon Schwangere impfen. Die STIKO-Empfehlung schloss aber bisher nur werdende Mütter mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko für eine schwere Coronaerkrankung oder mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko auf Grund ihrer Lebensumstände ein.
Das ändert sich jetzt. »Auch schwangere und stillende Frauen haben nun eine klare Empfehlung zur Impfung. Das bedeutet nach vielen Monaten mit vielen offenen Fragen nun endlich wissenschaftlich begründete Gewissheit«, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Er wandte sich mit einem dringenden Appell an die betroffenen Frauen: »Fragen Sie Ihren Arzt. Lassen Sie sich impfen. Sie schützen sich und Ihr Kind.« Fachleute und Schwangere hatten zuvor kritisiert, dass der Zugang zur Impfung vor allem für Schwangere bisher schwierig gewesen sei. Vermutlich würden sich nach der STIKO-Empfehlung noch einmal zahlreiche schwangere Frauen impfen lassen, sagt Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereichs Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden.
Allerdings ist die Impfung in der Schwangerschaft nach Ansicht von Bogdan nur die zweitbeste Möglichkeit. Es sei ganz wichtig, dass sich alle Frauen im gebärfähigen Alter impfen lassen. Denn dann bestehe der Impfschutz über die gesamte Schwangerschaft. Studien deuten bereits seit Längerem darauf hin, dass Schwangere ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben, wenn sie sich mit Sars-CoV-2 infizieren. Auch Schwangerschaftskomplikationen wie eine Frühgeburt werden durch Covid-19 wahrscheinlicher.
Bereits in der Vergangenheit hatten sich hingegen die Daten dazu gehäuft, dass die Impfung für Mutter wie Kind ungefährlich ist. Untersuchungen zufolge gehen die Coronaimpfstoffe nicht in die Muttermilch über. Dafür bekommen Neugeborene nach der Impfung einen Nestschutz mit: Antikörper der Mutter gehen auch auf das Kind über, erklärt Mario Rüdiger. Dieser Nestschutz halte etwa ein halbes Jahr und schütze das Kind in einer besonders empfindlichen Phase. Daneben können in der Stillphase mütterliche Antikörper dem Kind noch zusätzlich einen Schutz verleihen. Das jedoch seien andere Antikörper, erklärt Christian Bogdan, nämlich Immunoglobulin A, die von den Impfungen nur schlecht erzeugt werden. Wie gut dieser Schutz sei, werde noch spannend.
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