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Atmosphärisches Phänomen: Störzone rast über die Venus

Mindestens seit den 1980er Jahren existiert das Phänomen. Entdeckt haben Forscher es erst jetzt: eine zyklisch auftretende Welle, die den Planeten umrundet.
Wolkenfront auf der Venus

Stabile Wolkenformationen kannte man bislang nur aus den obersten Wolkenschichten der Venusatmosphäre. Nun haben Wissenschaftler eine solche in den unteren Schichten entdeckt: Ungefähr 50 Kilometer über dem Boden bildet sich dort immer wieder eine ausgedehnte Störzone, die sich auf 7500 Kilometer Länge beiderseits des Äquators erstreckt.

Wie sie diesem Phänomen auf die Spur gekommen sind, erläutern Wissenschaftler um Javier Peralta von der japanischen Weltraumagentur JAXA im Fachmagazin »Geophysical Research Letters«. Sie entdeckten es zunächst auf Aufnahmen der japanischen Venussonde Akatsuki sowie mit Hilfe eines erdgebundenen Infrarotteleskops. Der Abgleich mit historischen Bildern zeigte: Die Formation, die periodisch auftritt und dann über Wochen stabil bleibt, existierte bereits in den 1980er Jahren. Es handelt sich folglich nicht um ein vorübergehendes Phänomen.

Laut den Wissenschaftlern könnte die Störfront einen wichtigen Antrieb der extremen Bedingungen in der Venusatmosphäre darstellen. Die vor allem aus Kohlendioxid bestehende obere Lufthülle rotiert rund 60-mal schneller als der Planet selbst. Woher sie die dafür nötige Energie bezieht, ist unklar. Eine mögliche Erklärung bietet nach Meinung von Peralta und Kollegen die neu entdeckte Wolkenfront. Sie könnte Energie und Impuls in die oberen Schichten pumpen. Die Störzone läuft sogar noch schneller um den Planeten als die übrige Atmosphäre – sie benötigt im Mittel 4,9 Tage für eine Umrundung und nicht zirka 6 Tage, wie andere Wolken auf dieser Höhe. Die Formation bringt es dabei auf eine Geschwindigkeit von 328 Stundenkilometern über dem Boden.

Die Wolkenfront taucht seit mindestens 35 Jahren auf
Die Wolkenfront taucht seit mindestens 35 Jahren auf

Wie das Phänomen zu Stande kommt, wissen die Forscher noch nicht. Es sei ein neues meteorologisches Phänomen, das man von keinem anderen Himmelskörper bislang kenne, schreiben die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung. Man wolle es künftig noch genauer erforschen. Sie tippen auf einen Zusammenhang mit so genannten Kelvinwellen.

Auf der ungefähr erdgroßen Venus herrschen wahrhaft höllische Bedingungen: Die Temperatur auf der Oberfläche beträgt 465 Grad Celsius, die Atmosphäre lastet mit dem 90-Fachen des auf der Erde üblichen Drucks auf den Boden. Das dichte Wolkenband, das den Planeten vollständig einhüllt, besteht aus feinen Schwefelsäuretröpfchen. Seine Untergrenze liegt bei ungefähr 50 Kilometer Höhe – just also in jenem Bereich, in dem sich auch die Störzone zeigt.

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