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News: Stopp dem Buchverfall

Zahllosen historischen Büchern droht in Bibliotheken und Archiven der Zerfall. Ein interdisziplinäres Forscherteam will mit Hilfe von Plasmatechnik den Verfall der kostbaren Kulturgüter aufhalten und bestehende Schäden beheben. Diese Technik wird in der Industrie schon länger zur Reinigung von Oberflächen eingesetzt und entfernt selbst kleinste Partikel.
Ohne Papier ist der kulturelle und ökonomische Fortschritt der Menschheit nicht denkbar. Viele der von Hand geschriebenen und mit Akribie verzierten Bücher, aber auch frühe Druckwerke, werden gehütet wie kostbare Schätze. Doch den Kulturgütern in Bibliotheken und Archiven droht der Zerfall. Die zum Teil jahrhundertealten Träger menschlichen Wissens sind Opfer von Säurefraß, Oxidation oder Mikroorganismen. Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB hat sich deshalb eine besondere Forschergruppe zusammengefunden: Mikrobiologen und Plasmachemiker arbeiten gemeinsam mit Restauratoren daran, Verfahren zu entwickeln, um den Verfall kostbarer Kulturgüter aufzuhalten und bereits bestehende Schäden zu beheben.

Das Team will vor allem die Plasmatechnik für diesen Zweck weiterentwickeln. In der Industrie ist diese Technik Standard, beispielsweise um Oberflächen zu reinigen, Materialien für das Lackieren vorzubereiten oder um Schutzschichten aufzubringen. Die Forscher untersuchen nun, inwieweit Plasmabehandlung Kulturgüter schützen kann. "Papier ist sehr sensibel und geht leicht kaputt", erläutert Iris Trick aus dem IGB, "deshalb behandeln wir die Blätter im after-glow-Betrieb. Das heißt, eine Buchseite wird nicht direkt dem Plasma ausgesetzt, sondern wir führen die äußerst reaktiven Gasteilchen außerhalb des Plasma-brennraums über das Papier." Untersuchungen an verschiedenen Papieren und mit unterschiedlichen Plasmaarten zeigen: Nach der Behandlung sind verklebte und verfärbte Seiten wieder lesbar, dunkle Flecken zum Großteil verschwunden. Die Arbeiten konzentrieren sich vor allem darauf, die Festigkeit des Papiers zu erhöhen sowie schädigende Mikroorganismen zu entfernen. So konnten die Forscher anhand von besonders resistenten, aber weit verbreiteten Bakterien- und Pilzarten nachweisen, daß Plasma gegen deren Befall wirkt. "Nicht zuletzt wäre es über Plasmatechnik möglich, dünne Schutzschichten auf einzelne, brüchige Buchseiten aufzutragen, so daß man wieder darin blättern kann. Dazu steht die Forschung aber erst am Anfang", berichtet IGB-Wissenschaftler Uwe Vohrer.

Die Plasmatechnik bietet in der Lebensmittel- oder Pharmaindustrie eine Alternative zu bisherigen Sterilisationsverfahren. Die Prozeßparameter müssen dabei, je nachdem welches Gut sterilisiert wird, angepaßt werden. Großes Plus ist, daß die Oberfläche gleichzeitig mit einer Funktionsschicht, beispielsweise einer Barriereschicht, versehen werden kann.

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