Badeverbote: Am Strand fühlen sich Fäkalbakterien besonders wohl
»Baden verboten!« hieß es im Sommer 2015 gleich an drei Stränden der deutschen Nordseeküste – im Wasser fanden die Behörden Fäkalbakterien. Solche Maßnahmen könnten allerdings nicht ausreichen, um der Gesundheitsgefahr zu begegnen, denn seit Jahren finden Arbeitsgruppen auch im Sand der Strände hohe Konzentrationen der Durchfall und Ausschlag verursachenden Darmbewohner. Ein Team um Tao Yan von der University of Hawaii hat die wahrscheinliche Erklärung dafür gefunden: Ihre Experimente ergaben, dass die potenziell gefährlichen Bakterien sich im feuchten Sand deutlich länger halten können als in freiem Wasser. Das erklärt auch frühere Befunde, nach denen der Strand von einer Kontamination mit Fäkalien stärker betroffen ist als das Wasser.
Fäkalbakterien wie Enterokokken oder E. coli gelangen mit fäkalienbelasteten Abwässern an die Strände. Allerdings verdrängt die normale Mikroorganismengemeinschaft solche hier nicht heimischen Populationen bald wieder. Tao Yan und sein Team untersuchten anhand von im Labor nachgestellten Biotopen, wie lang diese Verdrängung dauert. Dabei fand die Arbeitsgruppe, dass die aus Abwasser gewonnenen Bakterien zuerst rapide zurückgingen, nach etwa zwei bis vier Tagen aber besser Fuß fassten und nur noch langsam weniger wurden – sowohl im Wasser als auch im Sand.
Zudem zeigte sich, dass einigen Bakteriengruppen der Sand generell zusagte: Während die Menge an Clostridien und Enterokokken im Meerwasser in den 24 Tagen des Versuchs um etwa das 3000-Fache fiel, sank sie in Sand im gleichen Zeitraum nur um den Faktor 30 bis 60. Escherichia coli dagegen profitierte vom Strandbonus nicht. Über die Ursachen kann das Team bisher nur spekulieren – möglicherweise spielt es eine Rolle, dass Sauerstoff in feuchten Sand schlechter eindringt als in Wasser. Auf jeden Fall empfiehlt die Arbeitsgruppe, in Zukunft neben Wasserproben auch den Strand selbst auf gefährliche Bakterien zu untersuchen.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.