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Strand und Dünen: Eingequetscht zwischen Meer und Straße

Strände sind Sehnsuchtsorte für viele Menschen, doch sie sind als Ökosystem gefährdet. Steigende Meeresspiegel und Bebauung engen sie zunehmend ein. Doch es gibt Hoffnung.
Das Bild zeigt einen Strand, an den rechts Wellen branden, während links eine Straße entlang läuft. Am Sandstrand selbst finden sich Rillen und Spuren im Sand.
Aus der Drohnenperspektive zeigt sich an diesem Strand in Fort Lauderdale, Florida, was vielen Küsten droht: Das unmittelbare Ufer wird zwischen steigendem Meeresspiegel und angrenzender Infrastruktur eingeengt.

Ohne Strände wäre Massentourismus kaum denkbar – und diese Massen müssen irgendwie zu ihren Sehnsuchtsorten gebracht werden. Im weltweiten Schnitt müsste man von einem beliebigen Sandstrand aus nur 390 Meter laufen, bis man zur ersten Straße oder zum ersten Gebäude gelangt. Das ist das Ergebnis einer Studie eines Teams um Eva Lansu vom Royal Netherlands Institute for Sea Research in »Nature Communications«. Die Arbeit zeigt auch, dass Strände und Dünensysteme an der Küste zunehmend zwischen den durch den Klimawandel steigenden Meeresspiegeln und der sich ausweitenden Infrastruktur im Hinterland eingequetscht werden – mit nachteiligen Folgen für den Küstenschutz und die Ökologie der Gebiete.

Für ihre Arbeit werteten Lansu und Co Daten von Open Street Map aus und maßen für jeden erfassten Sandstrand weltweit den Abstand zwischen der Wasserlinie und der nächstgelegenen, asphaltierten Straße aus. Diese Messung wiederholten sie nach jedem Kilometer des Strandes, so dass am Ende eine knappe Viertelmillion Messpunkte vorlagen. Je nach Region ermittelten sie dabei große Unterschiede. Im dicht besiedelten Europa mit den zahlreichen touristischen Zielen am Meer waren die Abstände zwischen Meer und Infrastruktur am geringsten. In den Niederlanden lag der Wert durchschnittlich bei 210 Metern, in Frankreich sogar bei nur 30 Metern, in Europa insgesamt bei 130 Metern. Ähnlich sieht es in den dicht besiedelten Regionen Ostasiens, in den USA und Teilen Brasiliens aus. Weltweit betrug bei einem Drittel der Strände der Abstand zwischen Wasser und Asphalt weniger als 100 Meter. In Ozeanien hingegen waren viele Sandstrände noch unberührt und die Distanz zwischen Wasser und Straße betrug im Mittel 2,8 Kilometer.

Diese landeinwärtige Begrenzung wird durch den steigenden Meeresspiegel verschärft. Bis 2100 könnten zwischen 23 und 30 Prozent der Strände und Dünen verschwunden sein, weil sich die Ozeane durch Eisschmelze und thermische Ausdehnung ausweiten. Die Fläche des Ökosystems schrumpft also, während es sich gleichzeitig nicht oder nur schwer weiter landeinwärts zurückziehen kann, weil Menschen die Infrastruktur schützen wollen und müssen.

Nach den Daten der Arbeitsgruppe gelten nur 16 Prozent der weltweiten Sandstrände und Dünensysteme als geschützt; hier ist der Abstand zwischen Wasser und Infrastruktur mehr als viermal größer als in ungeschützten Bereichen. In diesen Regionen kann sich das Ökosystem aber noch dynamisch ändern und anpassen. Für den Erhalt der Artenvielfalt und der Geodynamik sind sie sehr wertvoll. Auch im Sinn des Katastrophenschutzes wären größere Distanzen wünschenswert: Breite Strände und Dünengürtel schirmen das dahinterliegende Land vor Sturmfluten ab und verringern das Risiko, das Salzwasser in Süßwassersysteme eindringen. Wir sollten ihnen also vielleicht wieder mehr Platz geben.

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