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Europa: Straßenlaternen mit LEDs könnten Lichtverschmutzung verschlimmern

Immer öfter erhellen LEDs nachts die Straßen. Wo sich die Lichtfarbe in Europa in den vergangenen Jahren verändert hat, haben Forschende untersucht. Und dabei deutliche Unterschiede entdeckt.
Westeuropa bei Nacht aus Sicht der ISS. Der helle Fleck in der Mitte ist Paris.
Westeuropa bei Nacht – der helle Fleck in der Mitte ist Paris. Ein Crew-Mitglied der ISS hat das Foto 2016 von der Raumstation aus gemacht.

Die Umstellung von Straßenlampen auf LEDs in vielen Ländern Europas hat das Farbspektrum der nächtlichen Beleuchtung verändert – mit möglichen Folgen für Mensch und Tier. Das schreiben britische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift »Science Advances«. Sie hatten anhand von Fotos, die von der Internationalen Raumstation ISS aus aufgenommen wurden, festgestellt, dass durch die weißeren LEDs vor allem der Anteil der Emissionen im blauen Bereich des Spektrums zugenommen hat. Deutschland ist von diesem Effekt allerdings vergleichsweise wenig betroffen.

Da blaues Licht zum Beispiel die Ausschüttung des Hormons Melatonin hemmt, das schlaffördernd wirkt, kann die Umstellung auf LEDs (Licht emittierende Dioden) Auswirkungen auf Tier und Mensch haben, erklärt das Forscherteam um Kevin Gaston von der University of Exeter in Penryn. »Die Vorteile, die die LED-Technologie für die öffentliche Beleuchtung und insbesondere die Straßenbeleuchtung bieten kann, wurden viel gerühmt, wobei der Schwerpunkt auf einer höheren Energieeffizienz und der damit verbundenen Reduzierung der Energiekosten und Kohlendioxidemissionen lag«, heißt es in der Studie. Aus Sicht der Forscher sollten die negativen Folgen für die Umwelt nicht außer Acht gelassen werden. Zumindest sollte das Farbspektrum der nächtlichen Beleuchtung regelmäßig gemessen werden.

Allerdings stünden bislang zum Farbspektrum des Lichts nur wenige Ortsdaten zur Verfügung, stellten die Forschenden fest. Der Grund dafür liegt in den üblichen Satellitensensoren, die für die Messung der künstlichen Beleuchtung eingesetzt werden und die nur die Intensität des Lichts, aber nicht dessen Farbe registrieren. Noch dazu sind diese Sensoren kaum empfindlich für die Wellenlänge des blauen Lichts.

1,25 Millionen Bilder hat die Crew der ISS gemacht

Gaston und Kollegen werteten deshalb Fotos aus, die Astronauten aus der ISS heraus gemacht haben. Seit 2003 sind etwa 1,25 Millionen Aufnahmen zusammengekommen. Die Wissenschaftler wählten Bilder aus den Jahren 2012 und 2013 aus, die das nächtliche Europa zeigen, und verglichen sie mit Aufnahmen derselben Regionen aus den Jahren 2014 bis 2020. Die Grenze der beiden Zeiträume markiert den Zeitpunkt der Marktreife von LEDs als Leuchtmittel für Straßenlaternen.

Im zweiten Zeitraum war das Licht im grünen Bereich um 11,1 Prozent angestiegen, im Bereich des blauen Lichts jedoch um 24,4 Prozent. Eine Verschiebung im Lichtspektrum hin zum blauen Licht geschieht vor allem dann, wenn so genannte Natriumdampflampen mit orange-gelbem Licht durch weiße LED-Lampen ersetzt werden, die einen deutlich größeren Anteil an blauem Licht abstrahlen. Einen solchen Wechsel beobachteten die Wissenschaftler hauptsächlich in Italien, Rumänien, Irland und Großbritannien. Die geringste Veränderung gab es in Deutschland und Österreich.

Im Hinblick auf die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die biologische Umgebung nennt das Team um Gaston vier Aspekte: Weil blaues Licht die Ausschüttung von Melatonin hemmt, kann der Biorhythmus bei Tieren, aber auch beim Menschen durcheinandergeraten. Dass die nächtliche Beleuchtung negative Folgen für die Bewegung und das Fressverhalten von Fledermäusen hat, wurde bereits in früheren Studien gezeigt. Die Nutzung von LEDs bewirkt zudem, dass in Städten noch weniger Sterne sichtbar sind und dass sich die Bewegung von Motten und anderen Insekten, die sich Lichtquellen nähern oder sie vermeiden, weiter verändert. (dpa/kas)

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