Zugvögel: Achterbahnflug über den Himalaja
Streifengänse (Anser indicus) sind die Überflieger der Vogelwelt: Sie überqueren zweimal im Jahr den Himalaja und wechseln so zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet. Einzelne Gänse wurden in Flughöhen von 9000 Metern über dem Mount Everest gesichtet – eine Höhe, in die sich kein anderer Zugvogel verirrt. Statt sich – wie lange vermutet – konstant auf einer Höhe zu halten, fliegen die Tiere auf und ab, wie auf der Strecke einer Achterbahn. Insgesamt ist das kräfteschonender als ein gradliniger Flug in großer Höhe, berichtet nun ein Forscherteam um Charles Bishop von der University of Wales in Bangor. Kleine implantierte Instrumente zeichneten Herzfrequenz, Körpertemperatur und Flughöhe der Tiere in freier Wildbahn auf und enthüllten die unerwartete Flugroute.
Bishops Untersuchungen zeigten: Die Streifengänse halten sich möglichst nahe am Untergrund und nutzen so die sauerstoffreichere Luft in Bodennähe aus. Sie hatten dabei eine durchschnittliche Flughöhe von 4707 Metern, was einer Entfernung zum Boden von nur 62 Metern entspricht. Stiegen die Tiere höher, mussten sie schneller mit den Flügeln schlagen und ihre Herzfrequenz erhöhte sich. Eine längere Strecke in 9000 Meter Höhe wäre deshalb auch für die Überflieger zu anstrengend, schlussfolgert Charles Bishop.
Anhand der Flügelschlagmessungen konnte das internationale Forscherteam einen weiteren Irrtum aufdecken. Man war davon ausgegangen, dass die Gänse sich häufig von günstigen Aufwinden tragen lassen, um Kraft zu sparen. Die Instrumente konnten jedoch keinen solchen Segelflug messen. Bishop bestätigt damit einen Verdacht aus einer vorangegangenen Studie mit den Gänsen. Die Tiere scheinen Luftströmungen lediglich zu nutzen, um schnell an Höhe zu gewinnen, so Bishop.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben