News: Streit der Affen
Die Wiege der Menschheit stand in Afrika - so viel ist klar. Doch wo kommen unsere nächsten Verwandten, die "echten" Affen her? Auch aus Afrika oder doch aus Asien?
Mit der Verwandtschaft ist es immer schwierig – so auch mit der unsrigen. Seit Charles Darwin die damals unfassbare Behauptung aufgestellt hat, Menschen und Affen hätten dieselben Vorfahren, versucht die Wissenschaft, die verzwickten Verwandtschaftsverhältnisse der Affen zu entwirren, um damit letztendlich auch unseren eigenen Ursprung zu erhellen.
Bereits Carl von Linné hatte Affe und Mensch zur Säugetierordnung Primates oder Herrentiere zusammengefasst – ohne freilich hieraus irgendwelche Verwandtschaftsverhältnisse abzuleiten. Heute herrscht daran kein Zweifel mehr, und Paläontologen konnten den Ursprung dieser Gruppe bis in die Kreidezeit zurückverfolgen. Spätestens seit Beginn des Tertiärs zweigen sich die Feuchtnasenaffen oder Strepsirhini ab, wozu Halbaffen wie die Lemuren und die Loris gehören, und gehen eigene Wege.
Wir Menschen sind dagegen Trockennasen. Mit Ausnahme der Koboldmakis gehören die meisten dieser Haplorhini zur großen Gruppe der "echten" Affen, die als Simiae oder auch Anthropoidea bezeichnet werden und wozu auch – der Name deutet es an – der Mensch zählt. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, werden die Anthropoidea wiederum in Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Plathyrrhini) und Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini) unterteilt.
So weit kein Streit. Der Familienzwist geht vielmehr um die Frage, auf welchem Teil der Erde denn die ersten Anthropoiden auftraten. Bisher gingen die meisten Forscher davon aus, dass der Ursprung in Afrika zu suchen ist, sprechen doch die Fossilien von der Oase Al Fayum in Ägypten eine eindeutige Sprache. Hier bargen Paläontologen die Überreste sowohl von Halbaffen als auch von echten Affen, die zwischen 28 bis 39 Millionen Jahre alt sind und somit aus dem mittleren Oligozän bis späten Eozän stammen.
Zweifel an der Afrika-Hypothese kam mit dem Fund von Eosimias auf. Dieses Wesen lebte in China im mittleren Eozän, also zeitlich vor den Affen von Al Fayum – und in Asien. Nur leider streiten sich die Gelehrten, ob Eosimias wirklich ein echter Affe war, denn sein Gebiss ähnelt eher dem der Koboldmakis.
Als weitere asiatische Fundgrube für Affenfossilien erwies sich der Gebirgszug von Pondaung im heutigen Myanmar, auch bekannt unter dem Namen Birma. Hier tauchten bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts neue Gattungen wie Amphipithecus oder Pondaungia auf. Deren systematische Stellung blieb jedoch unklar; meist wurden sie zu den Adapiformes gezählt, einer ausgestorbenen Gruppe der Feuchtnasenaffen – also keine Anthropoidea.
Jean-Jacques Jaeger von der Universität Montpellier sieht das jedoch ganz anders. 1999 beschrieb er eine neue birmanische Art namens Bahinia pondaungensis und zählte sie zu den Anthropoiden. Jetzt hat sich Jaeger zusammen mit Laurent Marivaux und anderen Wissenschaftlern aus Frankreich, Thailand und Myanmar ein Fußknöchelchen vorgenommen, das im November 2002 ans Tageslicht geriet. Wie alle Funde aus Pondaung stammt auch dieser Knöchel aus dem späten bis mittleren Eozän und ist damit 40 bis 44 Millionen Jahre alt.
Die Wissenschaftler vermaßen und analysierten den nur 16 Millimeter langen Knochen akribisch und verglichen ihn mit Fußknöcheln anderer Primaten. Und die Forscher sind sich nun sicher: Dieser Knöchel saß einmal in einem Fuß eines echten Affens, eines Anthropoiden, und nicht eines Halbaffens. Wahrscheinlich brachte dieser Affe zwischen 2 und 6,5 Kilogramm auf die Waage und zählte – doch da geben sich die Forscher vorsichtig – zur Gattung Amphipithecus.
Haben Jaeger und seine Kollegen recht, dann könnte der Ursprung der echten Affen – und damit auch der Vorfahren des Menschen – in Asien liegen, denn die Funde von Pondaung sind älter als die ägyptischen von Al Fayum. Die Afrika-Fraktion des Familienstreits ist herausgefordert.
Bereits Carl von Linné hatte Affe und Mensch zur Säugetierordnung Primates oder Herrentiere zusammengefasst – ohne freilich hieraus irgendwelche Verwandtschaftsverhältnisse abzuleiten. Heute herrscht daran kein Zweifel mehr, und Paläontologen konnten den Ursprung dieser Gruppe bis in die Kreidezeit zurückverfolgen. Spätestens seit Beginn des Tertiärs zweigen sich die Feuchtnasenaffen oder Strepsirhini ab, wozu Halbaffen wie die Lemuren und die Loris gehören, und gehen eigene Wege.
Wir Menschen sind dagegen Trockennasen. Mit Ausnahme der Koboldmakis gehören die meisten dieser Haplorhini zur großen Gruppe der "echten" Affen, die als Simiae oder auch Anthropoidea bezeichnet werden und wozu auch – der Name deutet es an – der Mensch zählt. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, werden die Anthropoidea wiederum in Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Plathyrrhini) und Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini) unterteilt.
So weit kein Streit. Der Familienzwist geht vielmehr um die Frage, auf welchem Teil der Erde denn die ersten Anthropoiden auftraten. Bisher gingen die meisten Forscher davon aus, dass der Ursprung in Afrika zu suchen ist, sprechen doch die Fossilien von der Oase Al Fayum in Ägypten eine eindeutige Sprache. Hier bargen Paläontologen die Überreste sowohl von Halbaffen als auch von echten Affen, die zwischen 28 bis 39 Millionen Jahre alt sind und somit aus dem mittleren Oligozän bis späten Eozän stammen.
Zweifel an der Afrika-Hypothese kam mit dem Fund von Eosimias auf. Dieses Wesen lebte in China im mittleren Eozän, also zeitlich vor den Affen von Al Fayum – und in Asien. Nur leider streiten sich die Gelehrten, ob Eosimias wirklich ein echter Affe war, denn sein Gebiss ähnelt eher dem der Koboldmakis.
Als weitere asiatische Fundgrube für Affenfossilien erwies sich der Gebirgszug von Pondaung im heutigen Myanmar, auch bekannt unter dem Namen Birma. Hier tauchten bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts neue Gattungen wie Amphipithecus oder Pondaungia auf. Deren systematische Stellung blieb jedoch unklar; meist wurden sie zu den Adapiformes gezählt, einer ausgestorbenen Gruppe der Feuchtnasenaffen – also keine Anthropoidea.
Jean-Jacques Jaeger von der Universität Montpellier sieht das jedoch ganz anders. 1999 beschrieb er eine neue birmanische Art namens Bahinia pondaungensis und zählte sie zu den Anthropoiden. Jetzt hat sich Jaeger zusammen mit Laurent Marivaux und anderen Wissenschaftlern aus Frankreich, Thailand und Myanmar ein Fußknöchelchen vorgenommen, das im November 2002 ans Tageslicht geriet. Wie alle Funde aus Pondaung stammt auch dieser Knöchel aus dem späten bis mittleren Eozän und ist damit 40 bis 44 Millionen Jahre alt.
Die Wissenschaftler vermaßen und analysierten den nur 16 Millimeter langen Knochen akribisch und verglichen ihn mit Fußknöcheln anderer Primaten. Und die Forscher sind sich nun sicher: Dieser Knöchel saß einmal in einem Fuß eines echten Affens, eines Anthropoiden, und nicht eines Halbaffens. Wahrscheinlich brachte dieser Affe zwischen 2 und 6,5 Kilogramm auf die Waage und zählte – doch da geben sich die Forscher vorsichtig – zur Gattung Amphipithecus.
Haben Jaeger und seine Kollegen recht, dann könnte der Ursprung der echten Affen – und damit auch der Vorfahren des Menschen – in Asien liegen, denn die Funde von Pondaung sind älter als die ägyptischen von Al Fayum. Die Afrika-Fraktion des Familienstreits ist herausgefordert.
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