Psychiatrie: Stress löst chronisches Erschöpfungssyndrom aus
Stress, emotionale Instabilität und traumatische Kindheitserfahrungen vervielfachen die Wahrscheinlichkeit, Jahre später am chronischen Erschöpfungssyndrom zu erkranken, so das Resultat zweier aktueller Studien. Wissenschaftler untersuchten dazu psychische Auslöser und Ursachen der in weiten Teilen unerforschten Krankheit, die unter anderem mit lang anhaltenden geistigen und körperlichen Erschöpfungszuständen, Schmerzen und nachlassender Hirnleistung einhergeht. Beide Studien bestätigen damit im Ergebnis die Vermutung, dass Betroffene infolge außergewöhnlicher Belastungen erkranken, die vom Gehirn nicht ausreichend verarbeitet werden konnten.
Christine Heim und ihre Kollegen von der Emory-Universität in Atlanta befragten 43 Personen, die am chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS, Chronic fatigue syndrome) erkrankt waren, nach traumatischen Erlebnissen wie sexuellem, körperlichem oder psychischem Missbrauch während ihrer Kindheit [1]. Wie sich herausstellte hatten unter den CFS-Kranken deutlich mehr Menschen einst unter traumatischen Erlebnissen gelitten als in der etwa gleich großen Vergleichsgruppe.
Nach Aussage der Autoren steigt das Risiko, im Erwachsenenalter die verschiedenen Symptome der Krankheit zu entwickeln, je nach Schwere des erlittenen Traumas um mehr als das Dreifache an. Bei bestimmten Formen traumatischer Erfahrung konnte sogar ein achtfach höheres Krankheitsrisiko festgestellt werden. Neben organischen Ursachen kämen deshalb auch psychische Faktoren als Auslöser für die Krankheit in Frage, so die Forscher. Möglicherweise führe nicht verarbeiteter Stress, wie er durch die einschneidenden Vorfälle während der Kindheit entsteht, zu Veränderungen im Gehirn der Betroffenen, die den Ausbruch von CFS begünstigten.
Allerdings zeigte sich auch, dass nicht alle, die am chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankt waren, entsprechende traumatische Erfahrungen durchlebt hatten. Auslösemechanismen, die in diesem Fall eine Rolle spielen könnten, nahmen Forscher um Nancy Pedersen vom Karolinska-Institut in Stockholm genauer unter die Lupe [2]. In ihrer Studie mit insgesamt rund 9500 Zwillingspärchen untersuchten sie, wie die Persönlichkeitsstruktur und das Ausmaß von Stress, dem sich die einzelnen Teilnehmer Jahre vor Ausbruch der Krankheit ausgesetzt sahen, mit dem späteren Auftreten von CFS zusammenhingen. Möglich machte dies ein Fragebogen, der in den Jahren 1972 und 1973 an die Zwillinge verschickt wurde und auf dessen Daten die Forscher zurückgreifen konnten.
Wer sich damals als von Stress geplagt sah, hat heute ein um etwa 65 Prozent erhöhtes Risiko, Symptome des Erschöpfungssyndroms zu entwickeln. Bei wem die Forscher auf Grund seiner Angaben eine Persönlichkeitsstörung mit emotionaler Instabilität annahmen, begegnet heute einer um bis zu 72 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit, an verschiedenen Formen des CFS zu erkranken.
Auch der Vergleich der Zwillinge untereinander eröffnete neue Einblicke, insbesondere in die genetischen Faktoren der Krankheit: So ließ sich zeigen, dass eine günstige genetische Veranlagung das Risiko verringern kann, auf Grund von Stress an CFS zu erkranken. Fördert jedoch die genetische Ausstattung die Ausbildung einer Persönlichkeitsstörung, ist die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, in der Regel ebenfalls herabgesetzt – in der Folge leiden diese Personen besonders häufig an Phasen anhaltender Erschöpfung.
Mit ihren Ergebnissen liefern die Forscher weitere Anhaltspunkte zum Verständnis der grundlegenden Mechanismen hinter einer Krankheit, die sich mit ihrer diffusen Symptomatik bislang erfolgreich gegen eine umfassende Entschlüsselung gesperrt hat. Dabei ist ein Erfolg versprechender Therapieansatz längst überfällig: Allein in Deutschland leiden nach Schätzung des Bundesverbands chronisches Erschöpfungssyndrom Fatigatio rund 300 000 Menschen an CFS. (jd)
Christine Heim und ihre Kollegen von der Emory-Universität in Atlanta befragten 43 Personen, die am chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS, Chronic fatigue syndrome) erkrankt waren, nach traumatischen Erlebnissen wie sexuellem, körperlichem oder psychischem Missbrauch während ihrer Kindheit [1]. Wie sich herausstellte hatten unter den CFS-Kranken deutlich mehr Menschen einst unter traumatischen Erlebnissen gelitten als in der etwa gleich großen Vergleichsgruppe.
Nach Aussage der Autoren steigt das Risiko, im Erwachsenenalter die verschiedenen Symptome der Krankheit zu entwickeln, je nach Schwere des erlittenen Traumas um mehr als das Dreifache an. Bei bestimmten Formen traumatischer Erfahrung konnte sogar ein achtfach höheres Krankheitsrisiko festgestellt werden. Neben organischen Ursachen kämen deshalb auch psychische Faktoren als Auslöser für die Krankheit in Frage, so die Forscher. Möglicherweise führe nicht verarbeiteter Stress, wie er durch die einschneidenden Vorfälle während der Kindheit entsteht, zu Veränderungen im Gehirn der Betroffenen, die den Ausbruch von CFS begünstigten.
Allerdings zeigte sich auch, dass nicht alle, die am chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankt waren, entsprechende traumatische Erfahrungen durchlebt hatten. Auslösemechanismen, die in diesem Fall eine Rolle spielen könnten, nahmen Forscher um Nancy Pedersen vom Karolinska-Institut in Stockholm genauer unter die Lupe [2]. In ihrer Studie mit insgesamt rund 9500 Zwillingspärchen untersuchten sie, wie die Persönlichkeitsstruktur und das Ausmaß von Stress, dem sich die einzelnen Teilnehmer Jahre vor Ausbruch der Krankheit ausgesetzt sahen, mit dem späteren Auftreten von CFS zusammenhingen. Möglich machte dies ein Fragebogen, der in den Jahren 1972 und 1973 an die Zwillinge verschickt wurde und auf dessen Daten die Forscher zurückgreifen konnten.
Wer sich damals als von Stress geplagt sah, hat heute ein um etwa 65 Prozent erhöhtes Risiko, Symptome des Erschöpfungssyndroms zu entwickeln. Bei wem die Forscher auf Grund seiner Angaben eine Persönlichkeitsstörung mit emotionaler Instabilität annahmen, begegnet heute einer um bis zu 72 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit, an verschiedenen Formen des CFS zu erkranken.
Auch der Vergleich der Zwillinge untereinander eröffnete neue Einblicke, insbesondere in die genetischen Faktoren der Krankheit: So ließ sich zeigen, dass eine günstige genetische Veranlagung das Risiko verringern kann, auf Grund von Stress an CFS zu erkranken. Fördert jedoch die genetische Ausstattung die Ausbildung einer Persönlichkeitsstörung, ist die Fähigkeit, mit Stress umzugehen, in der Regel ebenfalls herabgesetzt – in der Folge leiden diese Personen besonders häufig an Phasen anhaltender Erschöpfung.
Mit ihren Ergebnissen liefern die Forscher weitere Anhaltspunkte zum Verständnis der grundlegenden Mechanismen hinter einer Krankheit, die sich mit ihrer diffusen Symptomatik bislang erfolgreich gegen eine umfassende Entschlüsselung gesperrt hat. Dabei ist ein Erfolg versprechender Therapieansatz längst überfällig: Allein in Deutschland leiden nach Schätzung des Bundesverbands chronisches Erschöpfungssyndrom Fatigatio rund 300 000 Menschen an CFS. (jd)
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