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Feinstaub durch Landwirtschaft: Dicke Luft aus dem Kuhstall

Gülle und Düngemittel aus der Landwirtschaft erhöhen die Feinstaubbelastung. Weniger davon könnte die Zahl der Sterbefälle reduzieren - besonders effektiv in Europa.
Feinstaub aus der Landwirtschaft

Nicht nur Mopeds, Dieselautos oder Verbrennungsanlagen belasten durch Feinstaub unsere Gesundheit, sondern auch bislang unterschätzte Gase aus der Landwirtschaft. Der Forscher Andrea Pozzer vom Max-Planck-Institut für Chemie hat zusammen mit seinem Team berechnet, wie stark Emissionen von gasförmigem Ammoniak (NH3) aus der Landwirtschaft zur Entstehung von Feinstaub beitragen.

In ihrer Studie im aktuellen Fachmagazin "Atmospheric Chemistry and Physics" rechnen sie vor, dass durch eine vollständige Vermeidung dieser Gase weltweit theoretisch 800 000 Menschen weniger Krankheiten erliegen würden, die durch Feinstaub verursacht werden. Schon eine Reduzierung von 50 Prozent könnte die Zahl der Toten um bis zu 250 000 Menschen senken.

Die Feinstaubpartikel entstehen, wenn sich Gülle aus der Tierhaltung oder Düngung zu gasförmigem Ammoniak (NH3) zersetzt und in die Luft entweicht. Durch Wind wird das Gas dann in die Atmosphäre transportiert, wo es mit anorganischen Stoffen zu Ammoniumsulfat und Nitratsalzen reagiert. Daher wirkt Ammoniak erst durch zeitlich versetzte chemische Prozesse in der Atmosphäre, während die Abgase von Fahrzeugen oder aus der Industrie direkt und lokal die Luftbelastung erhöhen.

In Deutschland ist derzeit eine Verringerung der Ammoniak-Emissionen um fünf Prozent bis 2020 gegenüber 2005 geplant, EU-weit bis 2030 eine Minderung um 29 Prozent. Pozzer weist allerdings darauf hin, dass der Effekt nicht linear verläuft: "Eine effiziente Luftverbesserung setzt erst ab einem bestimmten Reduktionswert ein. Ab diesem Punkt ist die Wirkung dann aber exponentiell". Daher sei eine Verringerung um mindestens 50 Prozent effektiv und wünschenswert.

Wie die Feinstaubmenge abnimmt, wenn man die Emissionen reduziert, berechneten die Forscherinnen und Forscher mit Hilfe eines Modells der Atmosphärenchemie. Dabei haben sie die relevanten Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser kleiner 2,5 Mikrometern betrachtet. Da die Stoffe tief in die Lunge eindringen und Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verursachen können, ist diese Partikelgröße laut Weltgesundheitsorganisation besonders gesundheitsschädlich. Mit einem weiteren Modell, das beschreibt, welche gesundheitlichen Effekte bei entsprechender Feinstaubbelastung auftreten, konnten sie die Sterberate durch Lungenkrebs, Herz-, Kreislauf- und Atemwegserkrankungen kalkulieren.

Vier Regionen haben sie untersucht, in denen die Grenzwerte häufig überschritten werden: Nordamerika, Europa, Süd- und Ostasien. Besonders in Nordamerika und Europa wären insgesamt 30 beziehungsweise 20 Prozent weniger dadurch verursachte Tote möglich. In absoluten Zahlen könnten damit in Europa 50 000 Sterbefälle pro Jahr vermieden werden bei einer weltweiten Halbierung der Emissionen. Die Forscher rufen dazu auf, gerade in Nordamerika und Europa striktere Grenzwerte für Ammoniak festzulegen. Zwar seien die Maßnahmen zur Verringern von Schwefeldioxid und Stickoxiden zur Luftreinhaltung wichtig, aber die Emissionen aus der Landwirtschaft sollten nicht vergessen werden.

Die Ammoniakbelastung könne zum Beispiel reduziert werden, indem nicht nur der Gülleeinsatz verringert, sondern die Gülle auch emissionsärmer versprüht oder unmittelbarer in den Boden eingearbeitet wird. Auch verbesserte Abluftreinigung in Stallgebäuden und die Abdeckung von Güllelagern helfen, diese Stoffe nicht in die Umgebungsluft gelangen zu lassen.

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