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Hochschullehre: Studierende schneiden in Kursen auf Englisch schlechter ab

An Universitäten werden Kurse immer häufiger auf Englisch statt in der Landessprache unterrichtet. Das wirkt sich auf die Leistungen der Studierenden aus, wie eine Analyse zeigt.
Eine Frau sitzt vor ihrem Laptop, mit traurigem Gesichtsausdruck.
Schlechte Klausurergebnisse, schlechte Laune: Studentinnen und Studenten, die den gleichen Onlinekurs auf Schwedisch und auf Englisch absolvierten, zeigten am Ende unterschiedliche Leistungen.

Besuchen Studierende einen Unikurs, der statt in ihrer Muttersprache auf Englisch unterrichtet wird, sacken ihre Leistungen offenbar ab. Sie brechen solche Kurse auch eher ab als solche, die in ihrer Muttersprache abgehalten werden. Zu diesem Ergebnis kommen Fachleute um Olle Bälter vom Royal Institute of Technology in Stockholm, wie die Forschergruppe im Fachmagazin »Applied Linguistics Review« schreibt.

Mit Hilfe von englischsprachiger Lehre, auch bekannt als English Media Instruction, sollen Studierende ihre Englischkenntnisse erweitern und sich besser auf die Berufswelt vorbereiten können. Daher wollten Bälter und seine Kollegen wissen, wie sich ein auf Englisch geführter Kurs auf die akademischen Leistungen der Teilnehmenden auswirkt.

Für ihre Studie boten die Fachleute einen einführenden Programmierkurs an, der als autodidaktisches Onlineseminar konzipiert wurde. Insgesamt meldeten sich 2263 schwedische Studierende an, die dann per Zufallsgenerator der englisch- oder schwedischsprachigen Version des Kurses zugewiesen wurden. Die Teilnehmenden mussten mindestens das Sprachniveau B1 sowohl in Schwedisch als auch in Englisch nachweisen können.

Wie gut die Studierenden abschnitten, bemaß die Arbeitsgruppe anhand der Klausurergebnisse und der Abbrecherquote. Das Ergebnis: Im Durchschnitt beantworteten die Teilnehmenden des schwedischsprachigen Kurses zirka 73 Prozent mehr Fragen korrekt. Deutlich mehr Studierende brachen zudem den englischsprachigen Kurs ab als den inhaltlich identischen auf Schwedisch: Von 1129 Teilnehmenden gaben 799 auf – das sind 71 Prozent –, während in der schwedischen Version 649 von 1134 aufhörten – 57 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, den englischsprachigen Kurs vorzeitig zu verlassen, lag demnach 25 Prozent höher als bei seinem Pendant in der Muttersprache. Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen Bälter und sein Team, als sie die Gruppen nach ihrem Sprachniveau von B1 bis C2 unterschieden. Bessere Sprachkenntnisse verbesserten offenbar nicht den Lerneffekt.

Die Forschenden betonen, dass eine einzelne Studie jedoch kein Anlass sei, die Lehrsprache an Hochschulen grundlegend zu ändern. Zuvor müssten die Ergebnisse durch weitere Forschungen noch untermauert werden.

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