Wandernde Tiere: Suchen sich Monarchen neues Winterquartier?
Wohl wenige Insekten sind in Nordamerika so populär wie die Monarchfalter (Danaus plexippus) – ein großer, orangebrauner Schmetterling, der jeden Herbst massenhaft in kleine Regionen im mexikanischen Hochland flattert, um dort zu überwintern. In den letzten Jahren nahm die Zahl der Insekten dort jedoch teils dramatisch ab. Verglichen mit früheren Zählungen fehlen mittlerweile mehrere Dutzend Millionen Individuen, auch wenn es in manchen Jahren wieder einen leichten Zuwachs zum Vorjahr gab. Der langfristige Trend zeigt jedoch steil nach unten. Eine Studie von Hannah Vander Zanden von der University of Florida in »Animal Migration« könnte allerdings einen Teil des Rückgangs erklären: Zumindest manche Bestände scheint es zunehmend an andere Orte zu ziehen, wo sie die kalte Jahreszeit verbringen.
Die Biologin und ihr Team hatten Gewebeproben gefangener Schmetterlinge analysiert und daraus ihre Herkunft bestimmt. Mehr als die Hälfte der untersuchten Schmetterlinge stammten demnach aus dem Mittleren Westen der USA – von wo sie nach bisherigem Kenntnisstand überwiegend nach Mexiko wandern sollten. Die Tiere schlagen also eine ganz andere Zugrichtung ein als ihre Verwandten, die weiterhin in Mexikos Berge fliegen. Vander Zandens Studie zufolge hatten Wissenschaftler angenommen, dass nur in Einzelfällen Monarchfalter aus dem zentralen Verbreitungsgebiet der Art nach Osten verdriftet werden, wenn starke Winde sie mitreißen. Dagegen spreche jedoch der nachgewiesene hohe Prozentsatz der Falter aus dem Mittleren Westen in verschiedenen Untersuchungsgebieten, stattdessen vermuten Vander Zanden und Co, dass sie aktiv in den Süden Floridas gezogen sind – und sich hier wohl bislang unbekannte Winterquartiere befinden. Im Gegensatz zu den mexikanischen Bergwäldern, wo die Insekten im Winter in eine Art Starre verfallen, um sich vor Wettergefahren zu schützen, können die Schmetterlinge in Florida aktiv bleiben. Sie versammeln sich also nicht massenhaft, so dass zuziehende Individuen nicht auffallen.
Ungeklärt ist noch, ob die Schmetterlinge aber tatsächlich ihr Zugverhalten ändern und die nach Mexiko wandernde Population durch andere Teilbestände ersetzt werden. Diese könne dann vielleicht einen Teil des Rückgangs im »traditionellen« Überwinterungsgebiet erklären. Bedroht wird diese Teilmenge jedoch in größerem Umfang durch menschliche Eingriffe ins Ökosystem: Die – meist illegale – Abholzung der aufgesuchten Nadelwälder sorgt für eine Auflichtung, in der Extremwetterereignisse die Insekten stärker gefährden. Sie fallen Schnee, Frost oder Dauerregen dann leichter zum Opfer.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.