Regenwald: Südamerikas höchster Turm steht jetzt in Amazonien
Ein Turm steht jetzt im Walde – und zwar in Weiß und Rot. Nach knapp einjähriger Bauzeit ragt ATTO, das Amazon Tall Tower Observatory, nun 325 Meter hoch vom Waldboden auf: Es ist damit einen Meter höher als der Pariser Eiffelturm – und das höchste Bauwerk Südamerikas, berichtet die britische Zeitung "Independent". Mit diesem Turm wollen unter anderem auch Atmosphärenforscher des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie tiefere Einblicke in die Atmosphäre über dem brasilianischen Amazonasregenwald gewinnen, da die Luft tief im Bundesstaat Amazonas noch weit gehend frei von menschlichen Einflüssen ist – ATTO steht weit entfernt von größeren menschlichen Ansiedlungen und auch von den Entwaldungszentren im Süden Amazoniens.
Dabei widmen sich die Wissenschaftler mehreren Schwerpunkten, etwa der Wolkenbildung, wie sich die Atmosphäre selbst reinigt und welche chemischen Reaktionen dabei ablaufen sowie welche Folgen der Klimawandel auf die Fotosyntheseleistung des regionalen Ökosystems hat. Dadurch ließe sich vielleicht auch teilweise erklären, wie sich die steigenden Temperaturen auf Extremwetterereignisse auswirken, so der MPI-Forscher Stefan Wolff gegenüber dem "Independent". In den letzten Jahren traten am Amazonas je zwei starke Dürren und Überflutungen auf, die durch extreme Niederschläge ausgelöst wurden. Untersucht werden sollen auch die klimatischen Fernwirkungen des Ökosystems, das als Regenmacher auch für entfernte Regionen gilt. Die starke Dürre, die die Millionenmetropole Sao Paulo in den letzten Monaten heimgesucht hat, gilt manchen Geowissenschaftlern bereits als Folge der weit reichenden Abholzung im südlichen Amazonasbecken. Nach Abschluss der Bauzeit bleiben nur zwei Techniker dauerhaft am Standort, der ausschließlich per Boot erreicht werden kann: Sie sollen die Messgeräte überwachen. ATTO ergänzt zwei weitere Messtürme, die deutlich kleiner sind und bereits seit mehreren Jahren Daten liefern.
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