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Menschenaffen: Sumatra beherbergt doch mehr Orang-Utans

Auf Sumatra leben Orang-Utans heute nur noch auf einem Bruchteil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes. Eine neue Studie ermittelt erstmals den Bestand in den letzten Rückzugsgebieten der vom Aussterben bedrohten Art.
Sumatra-Orang-Utan
Auf der indonesischen Insel Sumatra leben wohl doch noch deutlich mehr Orang-Utans (Pongo abelii), als bisher bekannt war. Das ist das Ergebnis der ersten umfassenden Bestandserhebung für die Menschenaffenart, die jetzt im Fachmagazin "Science Advances" veröffentlicht wurde. Zwei Jahre lang haben sich Forscher und Mitarbeiter lokaler Naturschutzorganisationen durch das steile Gelände der Barisan-Berge im Nordwesten Sumatras gekämpft, um den Regenwald nach den Schlafnestern der "Waldmenschen" abzusuchen. An mehr als 250 Stellen wurden Daten erhoben und dabei über 3100 Schlafnester gezählt. Aus den Daten schließen die Wissenschaftler, dass noch rund 14 000 Orang-Utans in einem Gebiet von der Größe Sachsens leben – knapp 18 000 Quadratkilometer.
Zerstörter Regenwald auf Sumatra | Noch immer werden große Flächen Regenwald auf Sumatra zerstört – für Edelhölzer oder um Platz für Ölpalmen und Akazien für die Papierindustrie zu schaffen. Auch die letzten Lebensräume der Orang-Utans sind davon betroffen.

Bislang gab es nur Schätzungen, und die gingen von 6600 Tieren auf 7000 Quadratkilometern aus. Die Forscher konnten nun aber auch in höheren Lagen und in forstlich genutzten Wäldern Orang-Utans nachweisen. "Dass wir jetzt deutlich mehr Tiere zählen konnten, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der Orang-Utans seit Jahrzehnten zurückgeht", betont Hjalmar Kühl, Biologe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig sowie Mitautor der Studie.

Nach den in der Studie veröffentlichten Modellrechnungen droht der Bestand bis ins Jahr 2030 um ein Drittel zu schrumpfen. Kühl beschreibt die prekäre Lage der Orang-Utans: "Die letzten Lebensräume auf Sumatra sind zwar momentan noch weitgehend vernetzt, aber die fortschreitende Waldnutzung wird das Gebiet immer weiter zerstückeln." Die meisten der roten Menschenaffen Sumatras leben im Gunung-Leuser-Nationalpark am Fuße des 3466 Meter hohen Mount Leuser. Eine etwas weiter südlich lebende Population, der Batang-Toru-Orang-Utan ist besonders stark von Wilderei betroffen und wird in den nächsten 15 Jahren aussterben, wenn nicht schnell wirksame Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.

Verheerende Waldbrände

Früher hangelten sich Orang-Utans auch von Malaysia bis nach China durch den Regenwald und taten das am liebsten in tropischen Torfmoorwäldern – auch Schwarzwassersümpfe genannt, weil Tannine aus den sich zersetzenden Blättern das Wasser dunkel färben. Auf Sumatra sind diese Wälder bereits bis auf wenige Reste verschwunden, und die Menschenaffen wurden in unwegsames, bergiges Terrain zurückgedrängt, das nicht den optimalen Lebensraum darstellt. Der Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus) auf der größeren Nachbarinsel hat zwar noch mehr seines bevorzugten Lebensraumes zur Verfügung (man schätzt seinen Bestand auf etwa 50 000 Tiere), er war aber stärker von den verheerenden Bränden im letzten Sommer betroffen.

Etliche der über 120 000 registrierten Brände im Jahr 2015 dürften absichtlich gelegt worden sein, um schnell landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Ölpalmen zu gewinnen. Durch die Brände gelangte in wenigen Monaten doppelt so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre, wie Deutschland in einem Jahr ausstößt, sie vergifteten die Luft in weiten Teilen Südostasiens mit Kohlenmonoxid und vernichteten den Lebensraum von Orang-Utans und zahlreichen weiteren Arten.

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