Menschenaffen: Sumatra beherbergt doch mehr Orang-Utans
Bislang gab es nur Schätzungen, und die gingen von 6600 Tieren auf 7000 Quadratkilometern aus. Die Forscher konnten nun aber auch in höheren Lagen und in forstlich genutzten Wäldern Orang-Utans nachweisen. "Dass wir jetzt deutlich mehr Tiere zählen konnten, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl der Orang-Utans seit Jahrzehnten zurückgeht", betont Hjalmar Kühl, Biologe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig sowie Mitautor der Studie.
Nach den in der Studie veröffentlichten Modellrechnungen droht der Bestand bis ins Jahr 2030 um ein Drittel zu schrumpfen. Kühl beschreibt die prekäre Lage der Orang-Utans: "Die letzten Lebensräume auf Sumatra sind zwar momentan noch weitgehend vernetzt, aber die fortschreitende Waldnutzung wird das Gebiet immer weiter zerstückeln." Die meisten der roten Menschenaffen Sumatras leben im Gunung-Leuser-Nationalpark am Fuße des 3466 Meter hohen Mount Leuser. Eine etwas weiter südlich lebende Population, der Batang-Toru-Orang-Utan ist besonders stark von Wilderei betroffen und wird in den nächsten 15 Jahren aussterben, wenn nicht schnell wirksame Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.
Verheerende Waldbrände
Früher hangelten sich Orang-Utans auch von Malaysia bis nach China durch den Regenwald und taten das am liebsten in tropischen Torfmoorwäldern – auch Schwarzwassersümpfe genannt, weil Tannine aus den sich zersetzenden Blättern das Wasser dunkel färben. Auf Sumatra sind diese Wälder bereits bis auf wenige Reste verschwunden, und die Menschenaffen wurden in unwegsames, bergiges Terrain zurückgedrängt, das nicht den optimalen Lebensraum darstellt. Der Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus) auf der größeren Nachbarinsel hat zwar noch mehr seines bevorzugten Lebensraumes zur Verfügung (man schätzt seinen Bestand auf etwa 50 000 Tiere), er war aber stärker von den verheerenden Bränden im letzten Sommer betroffen.
Etliche der über 120 000 registrierten Brände im Jahr 2015 dürften absichtlich gelegt worden sein, um schnell landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Ölpalmen zu gewinnen. Durch die Brände gelangte in wenigen Monaten doppelt so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre, wie Deutschland in einem Jahr ausstößt, sie vergifteten die Luft in weiten Teilen Südostasiens mit Kohlenmonoxid und vernichteten den Lebensraum von Orang-Utans und zahlreichen weiteren Arten.
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