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Kurioses Wetterphänomen: Superblitze entladen sich merkwürdig anders

Superblitze sind selten und 1000-mal stärker als alles, was aus normalen Gewitterwolken kommt. Außerdem blitzen sie an anderen Orten und zu anderen Zeiten. Mysteriös, finden Meteorologen.
Blitze in den Rincon Mountains

Gewitter können sich bei uns in Mitteleuropa zwar im Prinzip zu jeder Jahreszeit abspielen – die eigentliche Gewittersaison beginnt allerdings im Frühjahr und dauert bis in den August, weil die Luftmassen über uns in dieser Zeit häufiger gewitterfördernd labil geschichtet sind. Erst ab November fängt dann aber die spektakulärste Gewitterküche der Welt an zu brodeln, fassen Meteorologen der University of Washington nun im Fachblatt »Atmospheres« zusammen. Sie haben ausgewertet, wo und wann sich die heftigsten »Superblitz«-Entladungen abspielen, und sind auf ein überraschendes Muster gestoßen: Superblitze entladen sich, anders als normal starke Blitze in Durchschnittsgewittern, häufiger über dem küstennahen Meer statt über Land und rätselhafterweise häufiger im Winterhalbjahr der Nordhalbkugel.

Das »ungewöhnliche und ziemlich unerwartete« Muster, so Studienleiter Robert Holzworth, ergab sich bei der Auswertung von Daten des World Wide Lightning Location Network, eines seit dem Jahr 2000 aktiven Konsortiums aus rund 100 Aufzeichnungsgeräten, die Blitzaktivitäten von der südlichen Antarktis bis Nordfinnland überwachen. Holzworth und seinen Kollegen haben zwei Milliarden zwischen 2010 und 2018 aufgezeichnete Blitze ausgewertet. Dabei legten sie ihr Augenmerk auf alle von mindestens drei Messstationen georteten »Superblitze«, die eine Energie von rund einer Million Joule erreichen – etwa 1000-mal mehr als der Durchschnittsblitz. Nur etwa einer von 250 000 Blitzen erreicht solche Energien.

Die Ergebnisse der Forscher machen deutlich, dass sich Superblitze weltweit besonders häufig über dem Mittelmeer, dem Nordostatlantik und den Anden entladen – und, anders als rund 90 Prozent der normalen Blitze, häufiger über dem Meer, dabei allerdings in der Nähe der Küste. Tatsächlich, so Holzworth, »bildet sich auf einer Karte von Superblitzentladungen die Küstenlinie von Spanien und den Britischen Inseln hübsch ab«. Meteorologen wussten bereits, dass die Energie einzelner durchschnittlich starker Blitze über dem Meer im Durchschnitt höher ist als über dem Land – den nun beobachteten »dramatischen Unterschied« in der Verteilung besonders energiereicher Entladungen hatte Holzworth allerdings nicht zu sehen erwartet.

Zudem ist das saisonale Timing der Superblitze ungewöhnlich: Man kennt drei prominente globale Gewittersaisons, die sich über Südostasien, Subsahara-Afrika und dem amerikanischen Kontinent jeweils im Sommerhalbjahr ereignen. Die Superblitze entladen sich dagegen weltweit von Februar bis November häufiger. Die Ursache der vor allem auf der Nordhemisphäre auffälligen saisonalen Superblitzhäufung ist völlig unklar, so die Forscher. Das Muster scheint zudem von Jahr zu Jahr mehr oder weniger ausgeprägt zu sein: 2014 und besonders 2013 waren ausgesprochene Superblitzjahre; in anderen Jahren gab es deutlich weniger Ereignisse. Vielleicht, so Holzworth, hängt das Muster »mit Sonnenfleckenaktivität oder dem Einfluss kosmischer Strahlung zusammen – das kann aber bisher nur ein Ansatzpunkt für weitere Untersuchungen in der Zukunft sein. Wir haben vorerst lediglich aufgedeckt, dass dieses Muster überhaupt existiert.«

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