News: Supraleiter aus Plastik
Supraleitung in Kunststoffen ist insofern problematisch, da die Polymerstränge im Inneren des Materials wild durcheinander liegen – so wie ein Haufen gekochter Spaghetti. Das hält aber die Elektronen davon ab, eine besondere Verbindung einzugehen, die für Supraleitung unabdingbar ist. Nun konnten Bertram Batlogg und seine Kollegen an den Bell Labs das Problem offenbar lösen. Außer den Amerikanern war auch Ortwin Schenker von der Universität Konstanz an dem Projekt beteiligt.
Die Forscher besprühten ein spezielles Substrat aus Molybdän und Aluminiumoxid mit einer Lösung des Polymers Polythiophen, um auf diese Weise einen so genannten Feldeffekttransistor (FET) herzustellen. Mit diesem elektronischen Bauteil lassen sich gezielt Ladungsträger in die Polythiophen-Schicht einbringen und sie leitend machen. Außerdem legten sich die Polymere, durch Selbstorganisation getrieben, ordentlich nebeneinander – als wären es ungekochte Spaghetti.
Der Widerstand des dünnen Polymerfilms zeigte, je nach angelegter Spannung an der Steuerelektrode des FET, metallisches Verhalten und unterhalb von 2,35 Kelvin verschwand er gänzlich. Obwohl diese Sprungtemperatur noch sehr klein ist, sind die Wissenschaftler optimistisch, sie durch Verändern der molekularen Struktur erhöhen zu können. "Wir hoffen, dass wir in Zukunft höhere Übergangstemperaturen mit anderen Materialien erreichen können", so Jan Hendrik Schön von den Bell Labs.
"Mit der Methode, die wir benutzen, sind viele organischen Materialien potentielle Supraleiter", meint Zhenan Bao, Chemikerin an den Bell Labs. Das Herstellungsverfahren ist dabei auch vergleichsweise günstig und eröffnet somit eine Vielzahl von möglichen Anwendungen. Schön schwärmt: "Man kann biegsame Supraleiter herstellen, oder sogar Quantencomputing auf der Basis von supraleitender Elektronik machen."
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