Direkt zum Inhalt

News: Supraleitungsrekord bei Fullerenen

Oft sind schon kleine Schritte von großer Bedeutung, wenn sie auch nur die Hoffnung auf Erfolg wach halten. So versuchen Wissenschaftler seit langem Supraleiter zu entwickeln, die auch bei 'hohen' Temperaturen existieren. Bisher kamen die Forscher jedoch bei Fullerenen nur um jeweils einige Grade voran. Jetzt gelang es, den 'Temperaturrekord' für die fußballartigen Kohlenstoffteilchen gleich um 20 Grad zu verbessern.
Supraleiter leiten Strom ohne Widerstand und daher auch ohne Verlust. Theoretisch könnte deshalb ein supraleitender Ring einen zirkulierenden Stromfluß ewig aufrecht erhalten. Doch praktische Anwendungen sind häufig dadurch eingeschränkt, dass Metalle bis auf wenige Grad über den absoluten Nullpunkt herabgekühlt werden müssen, um Supraleitfähigkeit zu erreichen.

Die Entdeckung von keramischen Materialien, die Kupfer und Sauerstoff enthalten und bei viel "höheren" Temperaturen supraleitend sind, gab neue Impulse. Forscher arbeiten weiterhin an Supraleitern auf der Basis von Kupferoxid, die bei über minus 196 Grad Celsius funktionieren. Da minus 196 Grad Celsius gerade der Temperatur von flüssigem Stickstoff entspricht, ist so die Kühlung günstiger.

Einen anderen Supraleiter-Typ haben Wissenschaftler mit den C-60-Molekülen ermöglicht, den Fußball-förmigen Fullerenen. Nachdem Forscher in diese Moleküle Kalium integrierten, konnten sie die Supraleitfähigkeit bei minus 255 Grad Celsius erreichen. Mit weiteren Veränderungen lag der Rekord dann lange bei minus 240 Grad Celsius. Nun schraubten Bertram Batlogg und seinen Kollegen von den Bell Laboratories in New Jersey die Rekord-Temperatur gleich um weitere 20 Grad nach oben.

Dies gelang ihnen überraschenderweise mit reinem C-60. Fullerene, die mit Kalium oder ähnlichen Metallen versetzt werden, sind supraleitend, da die Metalle Elektronen freisetzen können, die Ladung transportieren. Elektrische Leitfähigkeit kann aber auch durch den Entzug von Elektronen erreicht werden. So entstehen "Löcher", die Eigenschaften wie Elektronen haben, aber eine positive Ladung tragen, mit einem Stromfluß in entgegengestzter Richtung (Nature vom 30. November 2000).

Batlogg und sein Team injizierte solche "Löcher" in solides C-60 von Transistoren, die auf C-60-Kristallen aufsaßen. Bei etwa drei Löchern pro Fulleren war die Temperatur, bei der die Supraleitung eintritt, am höchsten: minus 221 Grad Celsius. Dabei konnten die Forscher wählen, ob die Spannung zwischen Transistor und den C-60-Molekülen von Elektronen oder von den "Löchern" transportiert werden sollte und in welcher Menge.

Mit Metall-gefüllte Fullerene werden in dem Maße "wärmere" Supraleiter, in dem die Metallatome die C-60-Moleküle auseinanderdrücken. Nach Meinung von Batlogg und seinen Kollegen, könnte dies auch mit Loch-dotierten Fullerenen gelingen, so dass die Sprungtemperatur vielleicht bald über die von flüssigem Stickstoff klettert.

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.