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Symbiose: Honigdachs und Honiganzeiger bilden ein diebisches Duo

Beide stehen auf Honig. Doch allein kommen sie jeweils nur schwer an die begehrte Süßspeise. Dachs und Vogel setzen daher lokal auf Kooperation.
Honiganzeiger frisst an Bienenwabe
Honiganzeiger sind eine afrikanische Vogelfamilie, die es auf das Wachs und die Larven von Bienenstöcken abgesehen haben.

Seit Langem erzählen sich Menschen, dass afrikanische Honiganzeiger (Indicator indicator) hungrige Honigdachse (Mellivora capensis) zu den Stöcken von Wildbienen führen: Die Vögel können die Stöcke nicht aufbrechen, schätzen aber die Larven und das Wachs der Bienen, während der Honigdachs Hilfe bei der Suche braucht, dann aber furchtlos und hungrig nach Honig das Zuhause der Insekten knackt. Doch obwohl die Szene in einem Disneyfilm erfasst wurde, gehen die meisten Geschichten auf Hörensagen aus zweiter und dritter Quelle zurück. Ein Team um Jessica van der Wal von der University of Cape Town befragte daher für eine im »Journal of Zoology« veröffentlichte Studie die potenziell besten Experten vor Ort: Angehörige von Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften in verschiedenen Regionen Afrikas, die teils seit Generationen den Honig von Wildbienen sammeln.

Die Arbeitsgruppe befragte 400 Menschen in elf Gemeinschaften, doch 80 Prozent von ihnen hatten noch nie eine Zusammenarbeit zwischen beiden Arten beobachtet, während sie teilweise selbst auf die Hilfe der Vögel bauen. Viele zweifelten sogar völlig an, dass diese Kooperation zwischen Dachs und Honiganzeiger stattfinden könnte. Eine Region in Tansania stach dagegen heraus: Hier berichteten die Angehörigen von drei Gemeinschaften, dass sie tatsächlich bereits beobachtet hätten, wie Honiganzeiger die Honigdachse zu Bienenstöcken führten und anschließend mit ihrer Leibspeise belohnt wurden.

Am häufigsten wurden sie von den Honigjägern des Hadzabe-Volkes gesichtet. Mehr als 60 Prozent gaben an, diese Interaktion gesehen zu haben. »Hadzabe-Jäger und -Sammler bewegen sich leise durch die Landschaft, während sie mit Pfeil und Bogen auf die Jagd gehen. Sie könne daher die Kooperation zwischen Honiganzeiger und Honigdachs beobachten, ohne sie zu stören«, sagt Brian Wood von der University of California in Los Angeles, der die Studie mitverfasst hat.

Van der Wal und Co rekonstruierten dann nach und nach, wie diese Zusammenarbeit ablaufen könnte. Manches davon lässt sich einfach erklären, etwa wie die Vögel, nachdem sie ein Bienennest ausgemacht haben, nach Honigdachsen suchen und diese auf sich aufmerksam machen. Allerdings hören und sehen die Dachse relativ schlecht, weshalb sich die Wissenschaftler bislang schwer vorstellen können, wie die Säugetiere ihren Führern folgen sollten. Sie vermuten daher, dass nur einige wenige tansanische Populationen von Honigdachsen die Fähigkeiten und das Wissen entwickelt haben, die für die Zusammenarbeit mit den Honiganzeigern erforderlich sind. Diese Kenntnisse geben sie dann womöglich von Generation zu Generation weiter.

© Dominic Cram, University of Cambridge
Honigdachs vor der Fotofalle
Dieser Honigdachs frisst Waben und Honigreste eines Bienenstocks, der in diesem Fall von Menschen gefunden wurde.

Es sei auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass es dieses Verhalten in anderen Regionen gebe, wo beide Arten leben. Dort wurden sie vielleicht schlicht noch nicht dabei beobachtet, wie sie gemeinsam Bienenstöcke plündern. Oder aber die Honiganzeiger haben vor langer Zeit ihren Kooperationspartner gewechselt – zu uns Menschen. Honig ist ein begehrter Süßstoff und Energieträger, weshalb es sich lohnt, entsprechende Beute aufzuspüren.

Über die Jahrtausende haben sich Mensch und Vogel dabei zu einem effizienten Duo entwickelt: Die Sammler haben gelernt, die Rufe und das Verhalten der Honiganzeiger zu deuten, um so die Nester der Wildbienen zu finden. »Die Honiganzeiger rufen Menschen und die Menschen pfeifen zurück – es ist eine Art Konversation, während sie sich durch die Savanne in Richtung der Bienennester bewegen«, sagt Claire Spottiswoode von der University of Cambridge, die ebenfalls an der Studie mitgewirkt hat.

Geholfen hat uns dabei vielleicht auch, dass wir Werkzeuge und das Feuer beherrschen können. Wir können Bäume fällen und die Bienen ausräuchern, um sie zu betäuben, bevor wir ihre Nester öffnen. Aggressive Honigdachse bringen mit ihrer rabiaten Art die Bienen eher in Wallung – und aggressive Bienen stechen die Vögel manchmal zu Tode. »Die Idee, dass sich zuerst die Kooperation zwischen Vogel und Dachs entwickelt hat, dann aber die Partner gewechselt haben, weil Menschen besser in Zaum halten können, ist faszinierend, aber schwer zu belegen«, sagt Spottiswoode.

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