Symbiosen: Vogelspinnen pflegen ungewöhnliche Partnerschaften
Die oft großen, haarigen Vogelspinnen der Tropen und Subtropen jagen vielen Menschen einen Schrecken ein. Dabei handelt es sich meist um harmlose, eher sanfte Achtbeiner, die sogar auf den ersten Blick ungewöhnliche Allianzen eingehen können: In einer Überblicksarbeit zeigen Alireza Zamani von der Universität Turku und sein Team, dass die Arachniden sehr oft Partnerschaften mit Fröschen, Schlangen, Geißelspinnen und sogar Treiberameisen eingehen können, von denen beide Seiten profitieren.
Diese Symbiosen sind der Auswertung zufolge keine Einzelfälle, sondern kommen regelmäßig über verschiedene Vogelspinnenunterfamilien hinweg und mit verschiedensten anderen Arten vor. Am häufigsten verpartnern sich demnach die Spinnen mit verschiedenen Froscharten, mit denen sie sich den Unterschlupf teilen: Die Frösche profitieren dabei vom Schutz durch die Spinnen, während die Lurche umgekehrt Insekten oder andere Wirbellose fressen, die den Eiern oder dem Spinnennachwuchs gefährlich werden könnten.
Ähnlich gelagert könnten Fälle sein, in denen Vogelspinnen mit anderen Arachniden oder Ameisen beobachtet wurden: Kleinere Spinnen oder Ameisen suchen die Nähe der Vogelspinnen, um vor Fressfeinden geschützt zu sein, während sie kleinere Insekten fressen oder organisches Material beseitigen und so den Bau ihrer großen Patrone sauber halten. Ungeklärt ist laut den Forschern aber noch, ob Geißelspinnen oder Ameisen dabei Sekrete freisetzen, die die Vogelspinnen besänftigen, täuschen oder die sie ungenießbar machen.
Komplett ungeklärt ist dagegen das Zusammenleben von Spinnen und Schlangen: Während die Reptilien durchaus die Nähe der Spinnen suchen könnten, weil diese Protektion versprechen, ist der Vorteil für die Achtbeiner weniger klar: Unerwünschte Insekten beseitigen die Reptilien jedenfalls nicht. Womöglich sondern sie ebenfalls Sekrete ab, welche die Vogelspinnen vom Angriff absehen lassen. Dafür sprechen etwa einzelne Beobachtungen aus dem Amazonasgebiet: Es existieren glaubhafte Berichte und Dokumentationen, nach denen Vogelspinnen Schlangen packten und in einer gewissen Distanz zu ihrem Nest unversehrt wieder frei ließen. Die betroffenen Schlangen setzten jeweils stinkende Drüsensekrete frei, welche sie für die Achtbeiner wohl ungenießbar machten.
Haare als Verteidigung
Bei ihren Studien stießen Zamani und Co zudem auf eine mögliche Erklärung, warum die Vogelspinnen so stark behaart sind: als Schutz vor Treiberameisen. Diese ziehen in großen Völkern durch den Regenwald und erbeuten selbst größere Tiere, die nicht vor ihnen fliehen konnten. Doch sie ignorieren regelmäßig große Vogelspinnen, was die Forscher auf die borstigen Haare zurückführen. Der dichte Bewuchs erschwert es den Ameisen zuzubeißen oder zu stechen, so dass sie die Spinnen nur schwer überwältigen können.
Diese Hypothese wird durch die Beobachtung gestützt, dass viele Vogelspinnen der Neuen Welt ihre Eiersäcke mit Brennhaaren bedecken. In der Regel nutzen sie diese Widerhakenhaare als Verteidigungsmechanismus, um ihre Angreifer abzuschrecken: Die Haare reizen die Haut und lassen sich nur schwer entfernen. Die Bedeckung ihrer Eiersäcke damit behindert jedoch auch effektiv, dass Ameisen und andere Fressfeinde sich darauf bewegen können oder dass sie die Eier und Jungtiere abtransportieren können. Manche Vogelspinnen siedeln sich sogar aktiv in Ameisenbauten an: Während sie und ihr Nachwuchs ignoriert werden, halten die Ameisen das Spinnennest frei von Abfällen und Insekten.
Allein auf ihre Haare verlassen sich die Spinnen jedoch auch nicht immer. Aus Südamerika stammen Beobachtungen, in denen sich selbst große Achtbeiner mit den Klauen an ihren Beinen an den Rand von Blättern hängen, um Ameisen zu entgehen. Dabei handelt es sich meist um baumbewohnende Arten, die zudem weniger stark behaart sind.
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