Raubsaurier: T. rex biss überraschend stark zu
Tyrannosaurus rex hatte, anders als bisher oft vermutet, keine schwachen Kiefer. Im Gegenteil: Laut einer Analyse britischer Wissenschaftler hatte der Raubsaurier den kräftigsten bisher bei Landlebewesen beobachteten Biss. Das Team um Karl Bates von der University of Liverpool errechnete anhand der Muskeleigenschaften die Kraft und Geschwindigkeit, mit der T. rex und einige Vergleichsorganismen ihre Kiefer schlossen, und simulierten die resultierenden Beißkräfte. Demnach konnte der Saurier selbst unter konservativen Annahmen mindestens doppelt so kräftig zubeißen wie bisher vermutet. Die maximale Beißkraft entsprach in diesem Modell einem Gewicht von fast sechs Tonnen – pro Zahn. Damit konnte T. rex nach Angaben der beteiligten Forscher etwa acht- bis zehnmal so fest zubeißen wie moderne Krokodile.
Beim Streit um die Beißkraft des Tyrannosaurus geht es vor allem um dessen ökologische Rolle. Traditionell sehen Paläontologen in ihm ein klassisches Großraubtier an der Spitze der Nahrungskette, vergleichbar mit modernen Löwen. Einige Forscher hatten dem jedoch widersprochen: Tyrannosaurus habe im Verhältnis zu seiner Größe einen recht schwachen Biss gehabt und sich wohl von Aas ernährt. Nach den Simulationen von Bates und Kollegen hat die Beißkraft des Sauriers für einen aktiven Räuber jedoch ohne Weiteres ausgereicht.
Die Ergebnisse sprechen für eine deutliche Veränderung der ökologischen Rolle mit zunehmendem Alter. Jugendliche Tyrannosaurier hatten nicht nur einen auch im Verhältnis zur Körpergröße deutlich schwächeren Biss als erwachsene Tiere, sondern auch eine längere Schnauze, längere Vordergliedmaßen und flinkere Beine. Das deutet darauf hin, dass die jüngeren Tiere vor allem kleine und mittelgroße Beute jagten, während die ausgewachsenen Tyrannosaurier sich mit ihrer enormen Größe und außergewöhnlichen Beißkraft auf die größten Beutetiere spezialisierten, die sonst keine Fressfeinde hatten.
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