Wirbellosen-Phylogenetik: T.-rex-Egel schmarotzt in Nasen
Egel und andere Ektoparasiten saugen sich meist an der Haut ihrer Opfer fest und zapfen deren Blut möglichst unauffällig ab – in besonders unangenehmen Fällen dringen sie aber auch schon einmal in verschiedene Körperöffnungen vor und verstecken sich dort vor dem leichten Zugriff ihres Opfers. Dies gelingt regelmäßig auch einem Egel, den Forscher nun aus der Nasenhöhle mehrerer peruanischer Jugendlicher entfernen konnten: der schmerzhaften, mit großen Zähnen und Saugnäpfen ausgestatteten neuen Art Tyrannobdella rex. Gene und typische Körpermerkmale des Schmarotzers lassen vermuten, dass einige der unangenehmsten invasiven Egel der Tropen Afrikas, Südamerikas und Asiens miteinander verwandt sein könnten.
Zu dieser Verwandtschaft von T. rex, der Familie der Praobdellidae, gehören nach Erbgutsequenzanalysen einige Egel, die nicht auf der Haut, sondern an Schleimhäuten schmarotzen. Die Gruppe zeichnet sich nicht nur durch ähnliche Gene aus, sondern auch durch äußerlich erkennbare gemeinsame (synapomorphe) Merkmale: einen Bauchsaugnapf, der breiter ist als der Hinterkörper, die Tendenz zur Reduktion der Zahnzahl und die Vorliebe für das Schmarotzen an Schleimhäuten von Säugetieren. Der charakteristisch überdimensionierte Saugnapf könnte es den Tieren generell erleichtern, im feuchten Schleimsubstrat Halt zu finden. Die großen Schmerzen, über die Betroffene einer T.-rex-Infektion klagen, seien dagegen womöglich "Folge der vergleichsweise enorm großen Zähne" im Kiefer des Egels, schreibt Anna Phillips von der Egel-Abteilung des American Museum of Natural History in New York.
Die weltweit verbreiteten Praobdellidae hätten sich demnach erfolgreich an ihr bevorzugtes Habitat angepasst und darauf spezialisiert, in Schleimhäuten zu reüssieren. T. rex gesellt sich verwandtschaftlich zu auch unter Parasitologen und Medizinern berüchtigten Gattungen wie Dinobdella und Myxobdella, die im Süßwasser leben und von dort aus nicht selten in verschiedene Körperöffnungen des Menschen eindringen. Die Forscher wollen nun weitere Exemplare der Praobdellidae sammeln und bestimmen – geben aber zu bedenken, dass die von ihnen bevorzugte Strategie der Probengewinnung problematisch sei: Bislang lassen die Forscher meist ihre unbedeckten Körperstellen vom Egel entdecken, um diesen zu sammeln. Angesichts der eigenwilligen Vorlieben von T. rex und Co "mag sich dies als unangenehm erweisen". (jo)
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