T-Zell-Reifung: Effektives Abwehrtraining dank Nachahmerzellen
Bevor T-Zellen feindlichen Erregern oder Krebszellen den Kampf ansagen, müssen diejenigen Immunzellen aussortiert werden, die nicht zwischen körpereigenen Zellen und fremden Eindringlingen unterscheiden können. Dieses Training absolvieren sie in einem kleinen Organ im Brustkorb, dem Thymus. Dort werden ihnen nicht nur, wie bisher angenommen, einzelne körpereigene Antigene präsentiert: Spezialisierte Zellen des Thymus ahmen verschiedene Zellen etwa aus Darm, Haut oder Leber nach. Dadurch können sie effektiv diejenigen T-Zellen aussortieren, die fälschlicherweise einen Angriff gegen sie starten. Diese Entdeckung haben Forschende um Diane Mathis von der US-amerikanischen Harvard University in Boston nun im Fachjournal »Cell« vorgestellt.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten die spezialisierten Thymuszellen von Mäusen. Eine Analyse der Zell-DNA zeigte, dass sie bestimmte Proteine produzierten, Transkriptionsfaktoren, die typischerweise in verschiedenen Zelltypen außerhalb des Immunorgans zu finden waren. Transkriptionsfaktoren, die sonst etwa in Darmzellen vorkamen, sorgten dafür, dass die Thymuszellen ähnliche Proteine bildeten und präsentierten wie Darmzellen. Auf diese Weise imitierten die Thymuszellen erfolgreich andere Zellarten.
Bisher waren Forschende davon ausgegangen, dass die Thymuszellen vor allem durch einen einzelnen Transkriptionsfaktor namens Aire reguliert werden. Tatsächlich schließen die Ergebnisse von Mathis und ihrem Team aber an frühe Untersuchungen aus dem 19. Jahrhundert an: Unter dem Mikroskop hatten Wissenschaftler Zellen im Thymusgewebe entdeckt, die aus anderen Geweben zu stammen schienen – eine Beobachtung, für die sich damals keine Erklärung fand.
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