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Plötzlicher Kindstod: Tabakindustrie verschleierte Forschungsergebnisse

Die Tabakindustrie hat gezielt die Veröffentlichung von Ergebnissen beeinflusst, die einen Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Plötzlichem Kindstod (SIDS) vermuten ließen.

Wie Elisa Tong von der Universität von Kalifornien in San Francisco und ihre Kollegen anhand firmeneigener Dokumente von Philip Morris herausfanden, hatte das Unternehmen den Wissenschaftler Frank Sullivan von der Universität London beauftragt, einen Übersichtsartikel zu den Risikofaktoren bei Plötzlichem Kindstod zu verfassen. Die Literaturgrundlage stammte dabei von dem Konzern selbst. In der ersten Fassung des Manuskripts zog der Wissenschaftler noch die Schlussfolgerung, dass Passivrauchen von Kindern die SIDS-Gefahr erhöhte. Dies wurde offenbar auf Anweisung des Tabakherstellers geändert: Das Risiko rühre vor allem vom Rauchen der Mutter in der Schwangerschaft her, der Zusammenhang zwischen Passivrauchen des Säuglings und SIDS sei wesentlich zweifelhafter [1].

Am Ende der Publikation wurde die finanzielle Unterstützung des Konzerns – die sich auf 50 000 bis 100 000 Dollar belaufen hatte – zwar genannt. Keine Hinweise finden sich jedoch darauf, dass Philip Morris den Artikel initiiert und überarbeitet hatte. Er ist im Jahr 2001 in dem Fachmagazin Paediatric and Perinatal Epidemiology erschienen [2] und wurde zwischenzeitlich mindestens 19 Mal in anderen Publikationen zitiert.

Es gebe noch mindestens einen weiteren Fall, in dem das Unternehmen durch einen beauftragten wissenschaftlichen Artikel den Zusammenhang anzweifeln lassen wollte, berichten Tong und ihre Mitarbeiter. Dieser aber sei kaum beachtet und daher auch nur einmal später zitiert worden.

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