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Täuschen und töten: Pilz lockt Fliegenmännchen in tödliche Sexfalle

Weißer Staub um eine tote Fliege? Das sind die Spuren eines tödlichen Pilzes. Eigentlich sollten andere Fliegen ihm nicht zu nahekommen. Das Gegenteil ist der Fall, aber warum?
Fliegende Stubenfliege

Der Pilz Entomophthora muscae trägt seinen deutschen Namen Fliegentöter zu Recht: Stubenfliegen sterben schnell an der Pilzinfektion. Man findet die Opfer dann oft am Fensterbrett, umgeben von einer staubigen Wolke weißer Pünktchen – den aus dem toten Insekt herauskatapultierten Konidien der Pilze. Mit diesen winzigen Ausbreitungsformen infizieren sie ihr nächstes Opfer: Aus dem Zellklümpchen wächst ein Schlauch beim Kontakt durch die Außenhülle der Fliege. Aber was passiert, wenn keine Fliege zu nahekommt? Der Pilz hat wirksame Mittel und Wege, das zu verhindern, wie nun ein Forscherteam auf »BioRxiv« schreibt.

Schon vor einigen Jahrzehnten war Biologen aufgefallen, dass gesunde Fliegen oft gar keinen großen Bogen um ihre verendeten Artgenossen machen. Im Gegenteil: Es kommt vor, dass männliche Stubenfliegen tote weibliche Fliegen zu begatten versuchen, um sich dabei unausweichlich den eigenen Fliegentod zu holen. Der Grund für die ungesunde nekrophile Neigung war unklar. Spekuliert wurde, dass die wohlgerundeten, weil aufgedunsenen Leiber toter Weibchen für die Männchen womöglich verlockender aussehen könnten. Henrik de Fine Licht und Andreas Naundrup Hansen von der Universität in Kopenhagen haben nun eine andere Erklärung gefunden.

Die Forscher testeten dafür zunächst in Petrischalenarenen die sexuelle Anziehungskraft von am Pilz gestorbenen sowie nicht infizierten, aber ebenso toten, weil erfrorenen Stubenfliegenweibchen. Im Wesentlichen zählten die Forscher aus, ob, wann und welchen Objekten sich die Männchen nähern und wie viel Zeit sie sich dabei lassen. Am Ende stand fest: Auf pilzinfizierte Tote flogen die Männchen fast fünfmal so oft. Spannenderweise unterscheiden die Männchen aber zwei nahe beieinander liegende Weibchen nicht, auch wenn eines infiziert war und das andere nur erfroren. Weitere Experimente zeigten schließlich: Es sind gar nicht die Weibchen, es sind die Pilzkonidien, die die Fliegenmännchen rasend machen.

Die Forscher schlussfolgerten, dass von den Pilzen eine Lockbotschaft ausgehen muss, die auf weitere Entfernung wirkt, eine Art Pilzaphrodisiakum. Das Duo wollte nun herausfinden, was den Lockstoff für Fliegen attraktiv macht. Sie testeten daher mit Elektroden an den Duft wahrnehmenden Antennen der Männchen, welche von einem pilzinfizierten Weibchen abgegebene die Antennen besonders reizen. Am Ende erkannten sie methylverzweigte Alkane als Auslöser. Das passt gut: Man wusste bereits, dass diese die Paarungsbereitschaft von Stubenfliegenmännchen erhöhen. Wer weiß: Vielleicht kann die flüchtige Substanz in Zukunft auch als Lockstoff für bessere Stubenfliegenfallen eingesetzt werden.

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