Zoologie: Tarnspezialisten im Farbenrausch
Ihr farbliches Anpassungsvermögen macht Chamäleons zu Meistern der Camouflage. Doch nicht die Notwendigkeit, sich für Fressfeinde unsichtbar zu machen, trieb die Evolution dieser Wandlungsfähigkeit voran, sondern das genaue Gegenteil: ganz kurz auffallen - um jeden Preis.
Schon Aristoteles bewunderte in seiner "Historia animalium" die erstaunliche Strategie von Chamäleons, blitzschnell die Färbung der Körperoberfläche an die jeweilige Umgebung anzugleichen. Innerhalb von Millisekunden können einige der sonst sehr gemächlichen Tiere ein regelrechtes Feuerwerk leuchtend blauer, grüner, orangeroter oder gelber Muster "zünden". Doch nicht alle Chamäleon-Arten zeigen spektakuläre Farbwechsel: Manche können nur zwischen hellen und dunkleren Nuancen desselben Farbtons wechseln, andere nicht einmal das.
Tarnen und täuschen oder balzen und blenden?
Devi Stuart-Fox von der Universität Melbourne und Adnan Moussalli vom Victoria-Museum in Melbourne trieb die Suche nach der Antwort ins Freiland: Sie verglichen die präsentierten Farbmuster bei verschiedenen Zwergchamäleons der Gattung Bradypodion aus dem südlichen Afrika, die dort in unterschiedlichsten Habitaten vom dichten Regenwald bis zum baumarmen Grasland leben. Erstaunlicherweise war die Fähigkeit zum Farbwechsel selbst innerhalb dieser Gruppe eng verwandter Chamäleons sehr variabel ausgebildet. Um das Ausmaß des Farbwechsels objektiv zu erfassen, maßen die Wissenschaftler mit einem Spektrometer Kontraste zwischen den farbveränderlichen Körperpartien und dem unveränderlichen "Hintergrund" aus benachbarten, farbkonstanten Körperpartien und der umgebenden Vegetation. Eine Aufgabe, die sich im Labor leichter lösen lässt.
Mit den Augen des Chamäleons betrachtet
Sinnvollerweise ist dieses Farbenspiel auf das Sehvermögen der Kriechtiere optimal abgestimmt: Dank ihrer bis in den ultravioletten Bereich ausgedehnten Farbwahrnehmung weisen die präsentierten Signale für Chamäleonaugen einen maximalen Kontrast auf. Die wichtigsten gefiederten Chamäleonjäger, etwa bestimmte Würgerarten, dürften den Farbwechsel dagegen auf Grund einer anderen Ausstattung mit Sehrezeptoren weniger kontrastreich wahrnehmen.
Und noch etwas spricht gegen eine primäre Tarnfunktion als Triebkraft der Evolution des Farbwechsels. Ginge es in ersten Linie ums Unsichtbarwerden, hätte die Farbpalette von Chamäleons aus bunteren, kontrastreicheren Lebensräumen ausgedehnter sein müssen. Dies war aber nicht der Fall. Weil offenkundig maximale Farbausschläge mit dem für Artgenossen extrem auffälligen Signalcharakter eng verknüpft waren, halten Stuart-Fox und Moussalli es für sehr wahrscheinlich, dass die innerartliche Kommunikation die Entwicklung des Farbspektakels vorangetrieben hat.
Damit stellt sich die Frage, was die Evolution dieser Eigenschaft antrieb. Dient der Farbwechsel primär der Tarnung – oder eher der Kommunikation mit Artgenossen? Ging es also eher um minimales oder maximales Auffallen?
Tarnen und täuschen oder balzen und blenden?
Devi Stuart-Fox von der Universität Melbourne und Adnan Moussalli vom Victoria-Museum in Melbourne trieb die Suche nach der Antwort ins Freiland: Sie verglichen die präsentierten Farbmuster bei verschiedenen Zwergchamäleons der Gattung Bradypodion aus dem südlichen Afrika, die dort in unterschiedlichsten Habitaten vom dichten Regenwald bis zum baumarmen Grasland leben. Erstaunlicherweise war die Fähigkeit zum Farbwechsel selbst innerhalb dieser Gruppe eng verwandter Chamäleons sehr variabel ausgebildet. Um das Ausmaß des Farbwechsels objektiv zu erfassen, maßen die Wissenschaftler mit einem Spektrometer Kontraste zwischen den farbveränderlichen Körperpartien und dem unveränderlichen "Hintergrund" aus benachbarten, farbkonstanten Körperpartien und der umgebenden Vegetation. Eine Aufgabe, die sich im Labor leichter lösen lässt.
Wie sie feststellten, zeigen die Tiere generell die ausgeprägtesten Farbänderungen in sozialen Situationen, etwa wenn die Männchen um ein Weibchen warben, einem Rivalen drohten oder wenn die Weibchen ein Männchen aggressiv abwiesen. Dies zeigte sich auch, als Stuart-Fox und Moussalli die Männchen quasi zum Duell einluden: Setzten sie zwei Rivalen auf einem Zweig einander direkter gegenüber, signalisierte das aus dem harmlosen Wettstreit als Sieger hervorgehende Männchen seine Dominanz kurzzeitig durch äußerst auffällige Farbenpracht und der unterlegene Rivale ebenso demonstrativ seine Unterordnung. Diese sozialen Signale sehen bei jeder Art anders aus.
Mit den Augen des Chamäleons betrachtet
Sinnvollerweise ist dieses Farbenspiel auf das Sehvermögen der Kriechtiere optimal abgestimmt: Dank ihrer bis in den ultravioletten Bereich ausgedehnten Farbwahrnehmung weisen die präsentierten Signale für Chamäleonaugen einen maximalen Kontrast auf. Die wichtigsten gefiederten Chamäleonjäger, etwa bestimmte Würgerarten, dürften den Farbwechsel dagegen auf Grund einer anderen Ausstattung mit Sehrezeptoren weniger kontrastreich wahrnehmen.
Mit ausgestopften Fiskalwürgern (Lanius collaris) konfrontiert, fielen dagegen die nun der Tarnung dienenden Farbänderungen der Reptilien geringer aus. Dass sich die Chamäleons durch die Attrappen tatsächlich bedroht fühlten, zeigte auch das typische Schutzverhalten der Tiere: Sie erstarrten, nachdem sie sich mit ihrem Körper eng an die Unterseite des Astes geschmiegt hatten, um mit diesem visuell zu verschmelzen. In großer Gefahr lassen sich die Tiere sogar zu Boden fallen und stellen sich tot.
Und noch etwas spricht gegen eine primäre Tarnfunktion als Triebkraft der Evolution des Farbwechsels. Ginge es in ersten Linie ums Unsichtbarwerden, hätte die Farbpalette von Chamäleons aus bunteren, kontrastreicheren Lebensräumen ausgedehnter sein müssen. Dies war aber nicht der Fall. Weil offenkundig maximale Farbausschläge mit dem für Artgenossen extrem auffälligen Signalcharakter eng verknüpft waren, halten Stuart-Fox und Moussalli es für sehr wahrscheinlich, dass die innerartliche Kommunikation die Entwicklung des Farbspektakels vorangetrieben hat.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.