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Mecklenburg-Vorpommern: Taucher finden bronzezeitliche Zinn- und Goldringe in der Tollense

Taucher finden bronzezeitliche Zinn- und Goldringe in der Tollense

Im Tollensetal stießen Archäologen bislang zumeist auf Überreste von Waffen und menschlichen Skeletten aus der Bronzezeit – Relikte eines etwa 3300 Jahre alten Schlachtfelds. Wie jetzt bekannt gegeben wurde, haben Taucher nun auch bronzezeitliche Ringe aus Gold und Zinn am Flussufer der Tollense bergen können. Bei den zirka drei Zentimeter messenden Zinnringen handelt es sich um den ältesten Fund dieser Art auf deutschem Boden.

Die Zinnringe ... | ... besitzen einen Durchmesser von etwa drei Zentimetern, der Metallstrang selbst ist zirka vier Millimeter dick. Damit sind die Ringe sehr viel größer und schwerer als die Bronzeröllchen, die als typische Schmuckform der Bronzezeit bekannt sind. Welchem Zweck die Zinnringe dienten, ist noch ungewiss.

Seit 2008 suchen ehrenamtliche Taucher unter Leitung von Joachim Krüger vom Landesverband für Unterwasserarchäologie Mecklenburg-Vorpommern den Fluss im Umfeld des mehrere hundert Meter langen Fundareals ab. Im Sommer 2011 wurden sie flussaufwärts vom Hauptfundort fündig: In 2,5 bis 3 Meter Wassertiefe entdeckten sie Spiralringe aus Gold und Zinn sowie Bronzeröllchen. Entlang des etwa 30 Meter langen Abschnitts lagen die Funde in einer Schicht mit zahlreichen Skelett- und Waffenresten. Mit Hilfe einer Radiokohlenstoffdatierung konnten nun einige Knochenteile auf zirka 1300 v. Chr. datiert werden.

Insbesondere die Zinnringe sind von hohem Interesse für die Forscher. Als Rohstoff wurde Zinn mit Kupfer zu Bronze legiert. Während Bronzefunde recht häufig sind, wurde reines Zinn bislang nur sehr selten entdeckt. Dies ist womöglich dem Umstand geschuldet, dass sich dieses Metall im Verlauf der Jahrhunderte leicht im Boden zersetzt. Sowohl die Erhaltungsbedingungen im Ufermoor als auch der 1,4-prozentige Bleianteil in den Ringen verhinderten dies vermutlich.

Dieser goldene Spiralring ... | ... aus der Tollense wurde vielleicht als Schmuck im Haar getragen. Er ist 2,9 Zentimeter lang und wiegt fast zehn Gramm.

Über die einstige Funktion der Zinnringe sind sich die Archäologen noch unsicher. Als Schmuckstücke seien sie aber zu wuchtig. Sie könnten als Statussymbole mitgeführt worden sein. Ebenfalls möglich wäre, dass es sich bei den Ringen um eine frühe Barrenform handelte.

Vermutlich waren die Ringe im Besitz von Männern gewesen, die dort um 1250 v. Chr. in einer Schlacht gefallen waren. Dies legt auch das Alter der Neufunde nahe, die aus demselben Zeitraum stammen wie die meisten Fundstücke im Tal.

Bereits seit 1996 führen Wissenschaftler der Universität Greifswald archäologische Untersuchungen im Tollensetal durch. Die bisherigen Ergebnisse sprechen dafür, dass dort vor etwa 3300 Jahren eine kriegerische Auseinandersetzung stattfand. Die große Anzahl von Skelettresten junger Männer und die Verletzungen an den Knochen legen nahe, dass es sich bei dem Fundort um den Schauplatz einer Schlacht gehandelt hat.

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